GALEÃO / MARAÙ

10.Januar , 2018

„Frühmorgens“ um acht Uhr lichten wir in Itapàrica unseren Anker und fahren unter Motor durch die Bucht Todos os Santos, begleitet von stürmischen Regenschauern, die zum Teil so heftig, sind, dass man kaum hundert Meter weit sieht. Die grossen Ankerlieger, wie auch die Fähren werden zeitweise vom Grau dieser Regenwände verschluckt. Vorbei an Salvador und dem Farol do Barra fahren wir hinaus aufs offene Meer, wo wir Segel setzen und unseren Kurs nach Morro do Sao Paulo, entlang der Costa do Dendê, abstecken.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mal Flaute, mal Bö kommen wir aber einigermassen flott voran, so dass wir nach vier Uhr in den breiten Fluss, Canal do Taperoà, hinter die Ilheu do Tinharé einlaufen können. An Backbord der Morro mit seinem Leuchtturm und Steuerbord die Sandbank mit der kleinen, aber schliesslich gut sichtbaren Insel Punta do Bicudo.

Teilziel erreicht, der Leuchtturm von São Morro Paulo, die Einfahrt hinter die Ilha Tinharé mit den Festungsruinen von 1630.
Punta do Bicudo

 

 

 

 

 

 

 

 

Anfänglich etwas unheimlich, da das Gebiet von Navionics nicht kartografiert ist. Doch der Fluss ist breit und wirklich tief genug um darin sicher navigieren zu können. Wir laufen vorbei an den Klippen, die für ihre therapeutische Wirkung ihrer Tonerde berühmt ist.

Die Klippen mit der heilenden Tonerde

Unser eigentliches Ziel, Gamboa, lassen wir links liegen und fahren noch den Fluss hoch, einfach, weil es wunderschön ist. An Bom Jardim vorbei erreichen wir schliesslich Galeão, wo unser Anker vor dem Dorf ins Wasser fällt. Trotz zeitweiligem Regen ist es einfach nur schön hier.

Es ist schon spät, als wir hier den Anker fallen liessen.

 

Am nächsten Morgen erkundigen wir uns beim Drink in der „Hafen“kneipe nach dem Weg hoch zur Kirche. Das ist für Roberto kein Problem, am besten er begleite uns dorthin.

Wir wandern mit ihm quer durchs Dorf, grüssen die Leute links und rechts, werden vorgestellt und halten hier und da einen Schwatz ab, auf portugiesisch natürlich, d.h. für uns mit Händen und Füssen.

…aber auch Ruinen, die von altem Wohlstand zeugen. Die vier Säulen stehen für die vier Jahreszeiten, was das hier auch immer heissen mag.
schmucke Häuser…

 

 

Wir sehen Kolibris, riesige Sommervögel, Webervögel, Echsen. Bäume voller Früchte, die nur Katja benamsen kann. Ich selber kenne die Mangos, die Kokosnüsse und noch den Kakao. Wer kennt schon die vielen Blumen?

 

 

 

 

 

 

 

Nest eines Webervogels

 

 

 

 

 

 

 

Oben auf dem Hügel, bei der Kirche Sao Francisco, eine fantastische Aussicht über den endlosen brasilianischen Urwald, die Flussläufe, die Dörfer und weit hinten das Meer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg zeigt uns ein Einheimischer seinen domestizierten Papagei. Wir bestaunen die Holz-/Lehmwände der Häuser, die Outdoor-küchen mit ihren Grillstellen.

 

 

 

 

 

 

Ein Freund von Roberto hat einen Sack voll Krabben vor seiner Tür. Flugs wandern ein paar in einen Plastiksack und wir zurück zum Strand, wo Roberto diese Krabben präpariert und kocht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann serviert er uns diese Viecher zusammen mit einem Holzprügel und demonstriert, wie diese geknackt und gegessen werden. Gut? Ja klar, aber vielleicht mutiere ich doch noch zum Vegi. Stunden hat Roberto mit uns verbracht, uns erzählt, erklärt und verköstigt und was wollte er dafür, dass wir ihm das Mineralwasser bezahlen.

 

Am Abend haben wir bei ihm noch die von seiner Frau selbst gemachte Pizza genossen. Nein, Chianti oder Merlot gab es keinen. Aber das Bier ist ja hier auch gut. Alle Leute erlebten wir als nett und freundlich. Das Dorf auf dieser autofreien Insel ist absolut sauber. Kein Abfall, der überall herumliegt. Die Strassen sind sauber. Nie fühlten wir uns unsicher oder unwohl. Nichtsdestotrotz haben wir über Nacht das Schiff geschlossen.

Am 12.1. bestiegen wir hier in Galeaõ eine lancha, ein Passagierboot und fuhren damit den Rio Una hoch bis nach Valança, dem Handelszentrum der Gegend. Dieser koloniale Fischereihafen ist historischer Schauplatz von Kämpfen der Portugiesen gegen die indigene Bevölkerung und gegen die Holländer. Bei den Einheimischen gilt die Stadt als Zentrum des Schiffbaus. Über Jahrhunderte wurden die Techniken bewahrt, weshalb Valença mit dem Nachbau der spanischen Galeone La Niña von Kolumbus beauftragt wurde. Nach Valança fahren die Einheimischen aber eigentlich wegen des Marktes um ihre Einkäufe zu tätigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Unser Weg führte durch die zahlreichen Marktstände und durch die mit quirligem Leben gefüllten Gassen hinauf auf den Hügel zur Kirche NS Senhora do Amparo, wo wir den Blick hinunter auf die Stadt genossen, bevor wir mit der überfüllten lancha nach Galeaõ zurückfuhren.

Hier gibt’s Krabben zu kaufen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit den Einkäufen zurück nach Galeâo…
…wo man von zahlreichen Helfern erwartet wird.

 

 

 

 

 

 

 

Danke mein Vater, als Schiffsname. Schön, oder!

 

 

 

 

 

 

 

Noch ein letzter Drink bei Roberto, der in der Zwischenzeit unser Dinghi gehütet hat und dann ging es ankerauf. Unsere Fahrt führte flussabwärts bis nach Gamboa, wo wir am Abend den Anker wieder fallen liessen. Die Frauen begaben sich mit dem Dinghi zur Sandbank und bestaunten von da den Sonnenuntergang.

 

 

 

 

 

 

 

Bom Jardin, übersetzt schöner Garten

 

 

 

 

 

 

 

Punta do Bicudo
Auf zur Insel!

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Ankerplatz vor Gamboa
Rückkehr, schon etwas spät,oder?

 

 

 

 

 

 

 

 

13. Januar, 2018

Nach einer ruhigen Nacht und ich meine ruhig in zweierlei Hinsicht, wir lagen ruhig am Anker und weder von Land noch irgendeinem Schiff klang laute Musik herüber, so dass wir gut schlafen konnten, wasserten wir unser Dinghi. Unser Ziel war der Anleger von Morro. Morro do São Paulo ist bezaubernd. Vor allem am Wochenende flüchten sich deshalb viele Salvadorianer hierher, was der Ortschaft eine ausgesprochen touristische Prägung verleiht. Jeder Besucher dieser Insel bezahlt Eintritt, ausser man kann mit seinem Halbtax-Abi seinen vorsintflutlichen Jahrgang nachweisen.

Vorbei an den heilenden Felsen…
… und Austernzuchten zum Anleger von Morro.

 

 

 

 

 

 

 

Unterwegs zeigten sich die Schildkröten im klaren Wasser. Am Anleger war dann schon einiges los. Schiffe kamen und gingen. Wo unser Dinghi parkieren? Kein Problem, schon kam uns einer dieser vielen Garettiers entgegen, nahm uns die Leine ab, befestigte sie am Ufer, und er wolle doch auf unser Schiff aufpassen und wenn das Wasser sinkt, werde er es umparkieren. Wir hatten volles Vertrauen und wurden nicht enttäuscht. Ach ja, ein Garettier, oder wie soll man ihm sagen? ist einer der mit seiner Garette, äch wie sagt man dem auf gut Deutsch, müsste Schubkarrre sein, Materialtransporte auf der Insel durchführt,da es hier absolut keinen motorisierten Verkehr gibt. Und die laden ganz gewaltig und schieben ihre Garette zum Teil über wirklich steile Wege. Entschuldigung! aber zum Lachen brachte mich ein medizinischer Notfall, der ebenfalls in der Garette unter lautem Rufen im Eilschritt durch die Gasse geschoben wurde.

Zuerst stiegen wir zum Leuchtturm hoch, von wo man ein schöne Aussicht, natürlich v.a. aufs Meer aber auch ins Hinterland und hinunter aufs Dorf hat. Hier wurde eine Tyrolienne eingerichtet, die über 300m lang ist und die 70 Höhenmeter zum Dorfstrand überwindet.

Hinauf zum Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Blick den Fluss hinauf und hinunter zu einem der Strände

 

Das Dorf selbst hat mich nicht überzeugt, eine einzige Touristenmeile. Klar es gibt hier viele Touristen, weil die Strände schön sind und das Dorf sehr gepflegt ist. Mag ja genügen für die Salvadorianer, die in Heerscharen daher kommen. Wir waren auch zufrieden das Ganze einmal gesehen zu haben. Doch schliesslich zogen wir es vor, auf der einsamen Insel das Sonnenuntergangsbad zu geniessen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lastenträger
eigentlich Fremdarbeiter

 

 

 

 

 

 

 

14.Januar,2018

Die Überfahrt, an der berühmten Insel Boipeba vorbei, in die Bucht von Campinho machten wir unter Motor. Der Wind war schwach und aus der falschen Richtung. Zudem wollten wir zum richtigen Zeitpunkt in der riffigen Einfahrt stehen, damit das Wasser schon genug hoch, wir aber trotzdem noch vom Flutstrom mitgenommen wurden. Nun, im Buch wird die Einfahrt heikler beschrieben, als wie wir sie empfanden. Vorsicht ist aber allemal angesagt. Wir fuhren also zwischen den Riffen den Rio Maraù hinauf bis zur Insel Sapinho. Dort im schmalen Kanal zur Insel Goio liessen wir den Anker fallen und lagen mit unserer Kama* quasi so mitten in den Mangroven. Am Abend machten Margrit und Katja noch eine kleine Inselrundfahrt und genehmigten sich in der Apotheke noch eine Caipirinha. Blödsinn, in der Strandbar natürlich. Nur der Preis war eben wie in der Apotheke. Den nächsten Tag verbrachten wir mit Baden an den schönen Stränden und erkundeten die Insel Sapinho.

An unserem Ankerplatz zwischen den Inseln Sapinho und Goio

 

 

Die Mangroven

 

 

 

 

 

 

 

 

Schöner geht wohl kaum!

 

 

 

 

 

 

 

 

Brücke über den Sapinho

 

 

 

 

 

 

 

Lagebesprechung
Cashewnuss

 

 

 

 

 

 

 

 

wohlverdiente Rast

 

Backen vor der Weiterreise

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übrigens, die Cashewnuss wurde erstmals von den Portugiesen hier in Brasilien entdeckt. Die Cashewernte und Weiterverarbeitung der edlen Nuss ist nahezu hundert Prozent Handarbeit und mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden. Katja hat dies am eigenen Leib erfahren. Nachdem sie in eine solche, rohe Frucht gebissen hat, machte sie einige Tage Diät. Leider habe ich keine Foto von ihrem verbrannten Mund und Händen gemacht. Nicht schimpfen, der Preis im Laden ist günstig!

 

Am nächsten Tag fuhren wir weiter flussaufwärts bis nach Maraù. Das ist noch spannend, gibt es doch im oberen Teil keine zuverlässigen Karten mehr. Jedenfalls erreichten wir unser Ziel ohne Zwischenfall. In diesem Dorf leben rund tausend Leute. Ein Grossteil von ihnen lebt auch heute noch vom traditionellen Fischfang. Entsprechend gibt es hier auch sehr viele Pirogen, mit welchen die Fischer durch einen unentwirrbaren Irrgarten kleiner Mangrovenkanäle fahren, um Netze auszubringen oder Reusen zu stellen.

 

 

 

 

 

 

 

Der „Hafen“ von Maraú.

 

 

 

 

 

 

 

Die Attraktion im Dorf ist aber ein fünfzehn Meter hohes Fresko mit Darstellung eines Teils der Fauna.

 

Ein weiteres Highlight scheinen die allabendlichen Musikdarbietungen zu sein, die sich bis gegen morgens vier Uhr hinziehen und uns selbst weit draussen am Ankerplatz um den Schlaf bringen. In einer anderen Ecke des Dorfes wird für die bevorstehende Fasnacht geübt. Etwas beschaulicher der Trompeter, der jeweils zum Sonnenuntergang aufspielt.

KAMA* wartet geduldig am Anker

 

 

 

 

 

 

 

Am Mittwoch wollten wir noch die Wasserfälle von Tremenbé besuchen. Wir werweissten lange hin und her, ob wir mit unserem Kama* hochfahren wollen, entschieden uns dann aber doch für unser Dinghy. War wohl ein guter Entscheid, war doch die Strecke um einiges länger und komplizierter als im Führer angegeben. Schliesslich hatten wir noch Glück mit genug Benzin unterwegs zu sein. Das gegen die Strömung (auflaufende Tide) rudern im Gummiboot, wäre ziemlich anstrengend geworden und hätte unsere Weiterreise womöglich um Tage verzögert. Die Wasserfälle waren denn auch für diese Gegend in etwa typisch: Wasser stürzt über die Felsen nach unten, vielleicht zehn Meter, über verschiedenen Stufen. Auch hier versuchte man das Ganze touristisch zu erschliessen, was aber unseres Erachtens nicht wirklich gelang. Aber die Fahrt war wirklich schön. Der verzweigte, mystische Fluss mit seinen Unwägbarkeiten.

nicht wirklich spektakulär

 

 

 

 

 

 

 

Zurück auf KAMA* mit unseren Einkäufen, bevor es wieder aufs weite Meer hinaus geht

 

Am nächsten Morgen verliessen wir unseren Ankerplatz, fuhren mit der ablaufenden Tide den Fluss hinunter und schlängelten uns durch die bekannten Riffe aufs offene Meer hinaus. Unser Ziel lag 250 Meilen vor unserem Bug, die Abrolhos.

Potpourri