ANKUNFT IN PUERTO MONTT

Im letzten Ziel Südamerikas

Es war schon der 23. März, als wir in der Marina Quinched die Leinen lösten. Unser heutiges Ziel ist die Isla Mechuque. Durch den Canal Lemuy fuhren wir zurück zur Punta Aguantao und bogen dort in den Canal Dalcahué. Dieser Kanal ist gar nicht so einfach zu befahren. Überall lauern Untiefen und der Strom ist nicht zu unterschätzen. Zudem herrscht vor allem vor der Stadt reger Verkehr, unter anderem quert dort an der engsten Stelle die Fähre zur gegenüberliegenden Insel Quinchao. Wir blickten erstaunt auf die Stadt, die Kirche und den monumentalen Friedhof, aber auch auf die vielen Werften und den Hafen. Das geschäftige Treiben war erstaunlich. Bei unserem Besuch von Land aus empfanden wir diesen Ort viel ruhiger, beschaulicher.

Hier wie auch im folgenden Paso Tenaún kann die Strömung gut und gerne einmal 4 kn erreichen. Die Ortschaft Tenaún selbst liegt vorne am Kap. Es ist die erste Siedlung, die auf dieser Insel von den Eroberern errichtet wurde. Etwas später entwickelten sich Castro und Ancud, die Kolonien, die später zu Hauptstädten wurden. Tenaún selbst blieb ein kleiner Weiler, eine Ansammlung weniger Häuser, dominiert von der architektonisch wunderbar gestalteten Kirche. Tenaún hiess in der Sprache der Einheimischen «Ort der drei Hügel oder auch Spitzen». Die Hügel haben wir nicht nachgezählt, aber die Kirche, Nuestra Señora del Patrocinio, ein Nationalmonument, hat wirklich drei Türme, wahrscheinlich in Anlehnung an die Bedeutung der Ortsbezeichnung.

Das Kap rühmt sich seiner verschiedenen Aussichtspunkte, so den Cerro Mirador, das Cruz del Mirador oder auch den Torre del Mirador. Das kommt nicht von ungefähr, hat man von hier den fantastischen Blick in die Berge des Festlands mit der Eiskappe und den Vulkanen. Mindestens fünf der grösseren Vulkane sind von hier aus zu sehen. Unser Kurs nach Mechuque lag genau in dieser Richtung. So kamen wir in den ungehinderten Genuss dieses Panoramas. Die Überquerung des Canal Quicavi war unproblematisch und vergnüglich. Die Einfahrt zum Ankerplatz befindet sich zwischen den Inseln Mechuque und Añihué.

Hier wurden wir von den Pelikanen herzlich begrüsst und als Willkommensgeschenk zogen sie eine imposante Flugschau ab.

 

 

 

 

 

Der Weg führt vorbei an der hübschen Ortschaft mit der Kirche, vor welcher der eigentliche Ankerplatz liegt. Dort ist es aber sehr eng und bei einem Tidenhub von 6 m könnte es auch ungemütlich werden.

Deshalb zogen wir den etwas weiter entfernten Platz bei der Isla Añihué vor, wo wir auf den zweiten Teil des Begrüssungskomitees stiessen. Anfänglich etwas skeptisch und kaum von einem Stück Holz zu unterscheiden, wurde dieser Kerl neugierig und näherte sich uns, wohl in der Hoffnung, wie bei den Fischern auf ein Stück Fisch.

 

 

 

 

 

 

 

             Schüchterne, diskrete Begrüssung

 

 

 

 

 

 

 

Wir waren aber mit unserem Ankermanöver beschäftigt. Irgendwie wollte der Anker nicht halten, obwohl nach Karte gute Voraussetzungen zu erwarten waren. Es blieb uns nichts anderes übrig, als ihn wieder hoch zu nehmen. Dabei löste sich das Rätsel um die schlechte Griffigkeit, unser Anker fiel mitten in ein Feld (oder sagt man Wiese?) von Kelp. Diese Alge ist so zäh, dass man den Anker kaum mehr daraus befreien kann, anderseits verlässt man sich ungern auf die Haltekraft dieser Schlingpflanzen, wenn man nachts gut schlafen will.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Nachtruhe wurde lediglich durch das Muhen der friedlich grasenden Kühe unterbrochen, was unserem Schlaf keinen Abbruch tat. Schon früh stiegen Margrit und Katja ins Dinghy und durchfuhren diesen kleinen Archipel. Die grün bewachsenen, kleinen Inseln mit den vielen Buchten und Stränden lohnen sich zu erkunden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei Hochwasser muss man allerdings auf die dann unsichtbaren Pircas aufpassen, unter Wasser liegende Steinmauern, die beim ablaufenden Wasser, die sich dahinter befindlichen Fische zurückhalten. Ist das Wasser weg, kann man dann trockenen Fusses die zappelnden Fische zusammenlesen. Dieser Methode des Fischfangs sind wir schon auf den Kanaren begegnet und soll dort schon von den Römern praktiziert worden sein.

Die Fischer ziehen sich auch gerne in diese ruhigen Gewässer zurück. Hier können sie in Ruhe ihre Fische sortieren und austauschen. Die Gelegenheit, bei welcher manchmal etwas für den Seehund abfällt.

Auch die Inselbewohner geniessen ihr schönes Stück Heimat.

 

 

 

 

 

 

 

Die Fähre verbindet die einzelnen kleinen Inseln des Archipels und fährt nach Dalcahué.

Unsere Absicht lag darin, die hübsche Siedlung auf der Hauptinsel zu besuchen. Hier war das Anlanden mit unserem Gummischlauch gar nicht so einfach. Die Fähre von Dalcahué hat hier einen Steg, für uns war er aber völlig ungeeignet. So mussten wir unser Dinghy über den steilen, schlüpfrigen Kiesstrand nach oben ziehen, dort befestigen und dann über das Gebälk an Land klettern.

Das Unterfangen hat sich gelohnt, fanden wir uns doch in einem charmanten Dorf, das auch noch zahlreiche Pfahlbauten aufweist. Wir besuchten den kleinen Allerweltsladen und kauften dort ein paar Kleinigkeiten, Frischwaren suchten wir allerdings vergeblich. Die von Hand geführte Unterhaltung war rührend, gaben sich doch die Einheimischen alle Mühe, unsere Wünsche zu befriedigen.

Die durch den Estuario geteilte Ortschaft ist durch eine prunkvolle, an Japan erinnernde Brücke verbunden.
Die Spuren von Zerfall sind wohl Folge von Abwanderung und mangelnder Ressourcen.
Noch immer werden hier in traditioneller, kunstvoller Manier Schiffe gebaut.

 

 

 

 

 

Insgesamt machte das Dorf einen leeren und eher abgetakelten Eindruck und wir fragten uns, wer denn wohl hier Kirche und Post besucht.

Aber selbst ein Museum ist hier zu finden. Der Insulaner Don Edison war der Stifter. In Gedenken an seine Eltern richtete er in deren Haus zwei Zimmer ein, in denen er allerlei antike Gegenstände anhäufte, oft auch mit Bezug zur See. Sein Vater begründete die Fährverbindungen nach Chiloé und Chacabuco und wurde damit dem indianischen Namen Mechuque gerecht, das etwa soviel bedeutet wie loskommen. Nun, das Museum, uns eher an eine Grümpelkammer gemahnend, schien uns keinen 2-Tagespass wert. Viel mehr wollten auch wir wieder loskommen von diesen lieblichen Inseln, die durchaus zum Verweilen einladen.

Am 25. März lichteten wir zum letzten Mal in Patagonien unseren Anker und fuhren am Dorf vorbei wieder hinaus in den Golf.

Unser Kurs führte nach Norden durch den Paso Quellin in den Seno Reloncaví, an dessen Ende unser Ziel, Puerto Montt, liegt. In der Runde öffnete sich der Blick auf weitere Vulkane. Rechterhand leuchtete der Hornopirén mit seiner strahlendweissen Schneekappe, ein relativ junger Vulkan, der angeblich 1835 letztmals aktiv gewesen sein soll. Der Name wird vom spanischen horno für Ofen und dem Mapudungung-Wort für Schnee, pirén abgeleitet. Zusammengesetzt ergibt das die sinnige Bezeichnung Schneeofen.

Backbord, also links von unserem Kurs liegt die Insel Huar, welche im letzten Juli traurige Berühmtheit erlangt hat, als dort während eines ortsüblichen Wintersturms an die 800’000 Zuchtlachse entwichen, ein enormer ökologischer (und ökonomischer) Schaden. Zuchtlachse sind grösser und aggressiver als Wildlachse. Ihrem natürlichen Instinkt folgend steigen sie die Flüsse hoch und werden dort zum Feind der einheimischen Fische, welche sie entweder fressen oder mit Krankheiten anstecken. Zudem sind sie mit Antibiotika und anderen Medikamenten vollgepumpt, was daran liegt, dass der gezüchtete Fisch aus dem Atlantik stammt und ohne diese Behandlung in den pazifischen Gewässern gar nicht überleben könnte. Viel liesse sich über diese Problematik erzählen, doch will ich mich nicht erneut darüber auslassen. Das habe ich ja schon auf dem Weg nach Puyuhuapi zur Genüge getan.

Vielmehr freuen wir uns am prächtigen Wetter mit der handigen Brise, die uns Segeln vom Feinsten ermöglicht. Wir blicken in die Berge und freuen uns an den weiteren Vulkanen, wie Apogada (auch bekannt als Hualiaque) oder dem schneebedeckten Yate. Bevor sich unser Kurs nach Westen wendet, werfen wir einen letzten Blick zurück und erahnen in der Ferne noch einmal den mächtigen Corcovado.

Achteraus, genau in der Mitte zwischen dem Fischer und der Isla Huar ist der Corcovado noch ganz knapp zu erkennen.

Wir nähern uns der Isla Maillen, von der wir schon einen Gruss bekommen haben, als uns beim Kreuzen im Paso Sibbald die Besatzung des kleinen Frachtschiffs gleichen Namens freundlich zuwinkte.

Isla Maillen

Steuerbords erkennen wir im Dunst die ersten Häuser von Puerto Montt.

Darüber erhebt sich der Volcàn Calbuco, ein starkes, imposantes Bild.

Vor uns lag die Isla Tenglo. Dahinter verbirgt sich der gleichnamige Canal, in welchem gleich drei Marinas liegen. Wir entschieden uns, in der Marina Oxxean festzumachen, die uns für einen längeren Aufenthalt für KAMA* geeignet und behaglich schien.

 

 

 

 

 

Canal Tenglo