COSTA DE LA LUZ

Entlang der Costa de la Luz, der spanischen Andalusienküste, der Küste des Lichts, führte unser Weg nach Mazagón, einem verschlafenen Retortenkaff am Eingang nach Huelva. Die Marina ist kaum zur Hälfte gefüllt, bietet aber alle Annehmlichkeiten, die man halt so braucht und – man hat Platz. Hier trafen wir auf OPUA, eine gut ausgerüstete, grosse, holländische Stahlyacht, die wir schon von Cascais her kannten. Sie sind auf halbem Weg nach Madeira wegen schwerem Wetter umgekehrt und hier gelandet, so erschöpft und ausgeko-pumpt, dass sie ihre Reisepläne geändert haben und nach dem Winter ins Mittelmeer fahren.

Sonnenuntergang am Strand von Mazagón. Im Hintergrund die lange Mole Juan Carlos.

Der Huelvakanal ist gegen das Meer durch den Juan Carlos I. – Damm geschützt, einer der längsten Molen Europas. Unmittelbar neben der Marina breitet sich ein traumhafter Sandstrand aus, der erst  nach Matalascañas, unten beim Guadalquivir endet. Natürlich profitierten wir auch von diesem Strand.

In erster Linie wollten wir aber La Ràbida besuchen.

Dort befindet sich das Franziskanerkloster Santa María. Kolumbus suchte 1490 in diesem Kloster Trost und Zuflucht, nachdem er erfahren hatte, dass die Katholischen Könige seinen Antrag auf Ausrüstung einer Forschungsexpedition abgelehnt hatten. Dank der Intervention des Priors Juan Pérez, der Beichtvater der Königin Isabella (der Katholischen) war, erreichte er später die gewünschte Einwilligung. Kolumbus rekrutierte hier in der Gegend, hauptsächlich in Palos de la Frontera, seine Mannschaft.

 

Im Kloster La Ràbida

 

Ehrfurcht in diesen fast heiligen Räumen.

Viele Denkmäler erinnern an diese gloriosen Zeiten. Auch Nachbildungen seiner Schiffe liegen hier in der Nähe (zurzeit wegen Renovation geschlossen). Hier startete Kolumbus schliesslich seine erste Entdeckungsreise.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Weg nach La Ràbida führte uns entlang eines gewaltigen Industriegebietes, das am Zufahrtskanal nach Huelva liegt und mittels einer Autobahn-ähnlichen Strasse erschlossen ist. Riesige Tankanlagen und Raffinerien prägen das Bild. Landwärts aber schönstes Naturschutzgebiet.

und überraschende Begegnungen, wie dieser Wiedehopf

Wir befuhren diese „Autobahn“ mit unseren Fahrrädern und hatten das Glück auf diesen ca. zehn Kilometern zwei Autos zu treffen, hatten also die ganze Strasse praktisch für uns alleine. Spätabends kehrten wir, schon in der Dunkelheit, auf dem selben Weg zu unserer Kamastern zurück, wo wir uns von den vielen kolumbianischen Eindrücken erholten.

 

Wir wollten unsere Reise fortsetzen nach Sevilla. Von ungünstigen Wetterbedingungen wurden wir aber gestoppt. Nach heftigen Regenfällen führte der Guadalquivir zu viel und zu schmutziges Wasser, unvernünftig den Fluss zu befahren. Deshalb liessen wir Chipiona aus und liefen nach Rota, einer der weissen Städte Andalusiens.

In der Hafeneinfahrt von Rota wird man Willkommen geheissen.

In der Marina erhielten wir einen gäbigen Platz, in welchem wir unverhofft schliesslich die ganze Adventszeit verbrachten. Wir planten die Überfahrt nach Madeira oder Marokko. Heftige Südwinde und schlechtes Wetter liessen aber die Weiterreise nicht zu. Wir waren aber gar nicht so unglücklich, weil wir in dieser Stadt richtig wohl waren.

Eine schöne Altstadt mit kitschiger Weihnachtsbeleuchtung aber schöner Krippe, schöner Strand und grossartige Dünenlandschaft in welcher sich die grösste Chamäleonpopulation Spaniens (Europas?) befindet. Tagelang durchstreiften wir diese Gegend, hatten aber keine Chance ein solches Teil zu erspähen, was wahrscheinlich auch mit der Jahreszeit und unseren vom Alter getrübten Augen zu tun hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Überall schöne und gepflegte Hauseingänge

 

in den weihnächtlichen Gassen von Rota

Anstehen für Marroni

 

 

Mit der Fähre besuchten wir auch Cadìz, auf der südlichen Seite der Bucht, die grösste atlantische Hafenstadt Andalusiens.

Ankunft im Hafen von Cadíz

 

 

Der Legende nach wurde die Stadt durch Herakles gegründet. Gesichert gilt, dass Cadíz von den Phöniziern gegründet wurde und „gdr“ (dann Gadir) = Festung hiess. Unter den Griechen hiess die Stadt dann Gadeira, was sich dann zu Cadíz entwickelte. Die Stadt lief dem nahen Sevilla immer mehr den Rang als Hafenstadt ab, was durch die schwierige Erreichbarkeit von Sevilla zu erklären ist, wie wir das selbst erfahren haben. Über Jahrhunderte wurde die Stadt umkämpft und auch immer wieder zerstört. Heute lässt sich hier gemütlich durch die Gassen flanieren und die verschiedenen Parks und Plätze besuchen.

 

 

Parco Genoves mit Manuel de Falla

Die Kathedrale

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Viele Persönlichkeiten stammen aus Cadíz, so viele die sich als Flamencosänger, -gitarristen, -tänzer etc. hervortaten, viele Stierkämpfer aber auch Politiker. Erwähnen möchte ich auch den Komponisten Manuel de Falla, der hier geboren und in der Kathedrale begraben liegt. Das Gran Teatro Falla ist nach ihm benannt. Für Heinz möchte ich noch Juan Gutiérrez Moreno erwähnen, Dir wahrscheinlich besser bekannt als Juanito.

Plaza de San Juan de Dios

 

Mit dem gemieteten Auto fuhren wir eines Tages zum Mündungsgebiet des Guadalquivir. Hier befindet sich Chipiona, wo einer der höchsten Leuchttürme weltweit steht. Dieser musste so hoch gebaut werden, weil er wirklich am Wasser unten steht und nicht auf die Höhe eines Kaps gesetzt werden konnte.

 

Etwas flussaufwärts kommt man nach Sanlucar de Barrameda. Dieser Hafen war Ausgangspunkt für die Reise von Maghellan. Ich erspare Euch an dieser Stelle die Geschichte, die Euch schon in der Schule nicht interessiert hat. Vielleicht begegnen wir ja diesem Herrn und Seefahrer nochmals auf unserer Reise. Stattdessen folgen wir dem Fluss hinauf nach Sevilla, eine schöne Landschaft, die wir ja gerne mit KAMA bereist hätten.

Der Guadalquivir hier bei Sanlucar

 

In der Stadt wechselten wir die Flussseite und fuhren nach El Rocio  (zu Deutsch: der Morgentau), einem Wallfahrtsort erster Güte. Der knapp zweitausend Einwohner zählende Ort liegt direkt am Coto de Doñana, dem berühmten Nationalpark, wo sich im Winter die Vögel von Nord und Süd treffen. Man fühlt sich hier wie im Wilden Westen. Um jede Ecke erwartet man, dass John Wayne auf seinem Pferd daher geprescht kommt. Die Strassen sind hier nicht geteert, sondern Natur und weisen unglaubliche Löcher auf, die sich bei diesem Regen in richtige Badewannen verwandelten. Zum Glück konnte unser kleines Auto schwimmen (und Margrit Juchzen, was sich günstig auf meinen Tinnitus auswirkte). Grund für die Naturbelassenheit der Strassen ist effektiv die alljährlich an Pfingsten stattfindende Wallfahrt. Jedes Jahr kommen an diesen Tagen bis zu einer Million Romeros (Wallfahrer) auf ihren Pferden und Wagen in diesen Ort.

Typische Strasse in El Rocio

 

 

Plätze in El Rocio

 

 

 

 

 

 

Am Sonnabend (zu gut Deutsch: am Samschtigabig) vor Pfingsten reiten, fahren und schreiten die Bruderschaften in El Rocío ein und passieren die Wallfahrtskirche, die Ermita, wo sie begrüßt werden. Dann fahren sie weiter zu ihren Häusern, die den Rest des Jahres leer stehen. Sonntagabend versammeln sich die Gläubigen in der Ermita und davor, um gemeinsam zu beten. Traditionell zum Sonnenaufgang – in Wirklichkeit jedoch meist gegen zwei oder drei Uhr – überspringen Mitglieder der Mutter-Bruderschaft von Almonte die Absperrung (el salto de la reja) und tragen die Jungfrauen-Statue nach draußen. Von dort schreitet die Blanca Paloma zu allen Bruderschaften. Dort halten auf Schultern getragene Priester der Bruderschaften Dankgebete und Fürbitte für das nächste Jahr. Viele Gläubige, darunter Kranke, Alte und Kinder versuchen die Statue zu berühren und erhoffen sich davon Hilfe. Am Dienstagmorgen beginnt dann die grosse Abreise.

die Ermita, die Wallfahrtskirche
Die Paloma blanca

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir reisten nicht ab, sondern besuchten den Doñana Nationalpark mit seinen vielseitigen Facetten. Da ist einerseits die Küste mit ihren Wanderdünen, der wiederaufgeforstete Wald, der voll von Rotwild, insbesondere Hirschen aber auch voller Wildschweine ist.

Wanderdüne mit ebenfalls wanderndem Pinienwald im Wellental zwischen zwei Dünen.

 

 

 

 

 

Entlang der Flusslandschaft des Guadalquivir versucht man den Fischadler anzusiedeln. Die Methode ist identisch mit dem Vorgehen in Sugiez/Bellechasse, nur hat man in Spanien einen zeitlichen Vorsprung und wir haben tatsächlich ein erwachsenes Tier gesehen.

Wer hat’s erfunden? Diesmal wahrscheinlich nicht wir Schweizer!

 

Im Schwemmland, den Marschen tummeln sich zahlreiche Arten von Sumpfvögeln. Unsere Führerin, eine Biologin, hat uns alles genauestens gezeigt und erklärt.

Zurück in El Rocio besuchten wir die dortige Vogelwarte (Gruss an Sempach und an das Musée de Fribourg mit seinem Projekt der Störchin Max, die hier in der Gegend umgekommen ist), die am Rande des Sees von El Rocio liegt. Hier beobachteten wir unter anderen Flamingos, Kiebitz etc. Der See existiert übrigens nur, falls genügend Regen gefallen ist, meist aber ganzjährig. Wir jedenfalls mussten die Austrocknung nicht befürchten.

Flamingos aus der Camargue

 

 

Das Dorf ist auch berühmt für seine jahrhundertealten, wilden Olivenbäume, den  Acebuches. Diese sind den echten Olivenbäumen zum Verwechseln ähnlich, allenfalls etwas dichter gewachsen. Aus diesen Bäumen ertönt ein Pfeifen, Singen, Geschnatter, Piepen und Flattern, aber unmöglich durch dieses Dickicht eines dieser Federviecher zu erspähen.

Jahrhundertalte Acebuche (aso ich meine den Baum, nicht Schazibuzzi!)

Die Gegend ist auch für andere botanische Besonderheiten bekannt, und dies erwähne ich für Sandra, hier werden jeweils die frühesten Erdbeeren gepflückt. Auch gibt es hier Heidelbeerenplantagen. Die Beeren werden von Hand gepflückt und direkt in diese Plastikgschirrli gelegt und kommen so auf den Markt.

 

 

 

 

 

 

Auf der Rückreise von El Rocio, überall bewachen die Störche ihre Nester.

Vom verregneten, stürmischen Tag in Conil de la frontera gibt es wirklich nicht viel zu berichten. Aber er weckte in uns das Bedürfnis baldmöglichst gegen Süden weiter zu ziehen.

In der verregneten, weissen Stadt Conil de la frontera, frisch heruntergewaschen.

 

Es zeichnete sich eine Stabilisation der Wetterlage ab. Nordöstliche Winde kündigen die gewünschte Passatlage an. So fingen wir an KAMA und uns auf die Überfahrt nach Madeira, allenfalls Marokko vor zu bereiten.Dem netten Stegnachbarn legten wir als Dank für den Jerez aus eigener Produktion noch ein paar Zigarren hin. Im Hafenbüro regeln wir die Formalitäten. Wir kaufen ein und kochen Menüs vor für die mehrtägige Überfahrt. Mit Steffan und Joane von der Radiant Spirit, die auf dem Weg zu den Kanaren sind besprechen wir nochmals die Wetterlage und nach einem gemeinsamen Apéro im Stedtli sind wir bereit am kommenden Morgen endlich auszulaufen. Wunderschönes Wetter begrüsst uns am Morgen des Samichlausentags. Warm verpackt beginnen wir die Leinen zu lösen und drücken den Startknopf des Motors und drücken den Startknopf des Motors und drücken den Startknopf des Motors…doch so oft wir auch drücken, da passiert aber gerade mal gar nichts. Also kurz alles durchgecheckt aber ein Fehler lässt sich nicht finden. Da muss also der Profimechaniker ran. Aber – der sechste Dezember ist hier in der Gegend heiliger als Weihnachten und Ostern zusammen und weil der achte ebenso heilig ist, bietet sich der siebte als Brückentag. Zum Glück fiel der achte auf einen Freitag, so dass also vor dem Montag gar nichts lief. Immerhin am Montag kam dann José und die Fehlersuche begann. Der Fehler konnte schliesslich in einer blackbox neben dem Motor lokalisiert werden, worauf diese box zwei Mal ausgetauscht wurde, bis sich der Motor wieder zu bewegen bequemte. So weit so gut, nur jetzt stimmte das Wetter wieder nicht mehr, was uns zum weiteren Verbleib in diesem Hafen zwang.

 

Es war dieses Wetter, das uns immer wieder an der Weiterreise hinderte, Regen und Sturm von Süden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun, so ganz unglücklich waren wir nicht. Rota war uns in der Zwischenzeit richtig lieb geworden, die Adventsstimmung trotz vielem Kitsch fast mystisch. Wir besuchten am Abend das Krippenspiel. Das war noch sinnig.

Die Figuren in den verschiedenen Krippen wurden einfach durch die Kinder der Stadt ersetzt und schon lebte die Geschichte vor sich hin. Die Bevölkerung zog in Gruppen durch die Stadt und wurde von Königen, Moren, Hirten und Engeln willkommen geheissen und durch die Geschichte geführt.

Singen auf dem Wiehnachtsmärit

Plötzlich war da nichts mehr von Kitsch, sondern nur noch Friede, Ruhe, Freude und Bewunderung, einfach Weihnachten. Und eigentlich die Palmen passen viel besser zur Krippe als unsere Tannenbäume, für uns etwas gewöhnungsbedürftig.

 

Tagsüber verbrachte ich viel Zeit in der Bibliothek. Hier war der einzige Ort, an welchem das Internet einigermassen funktionierte. Ich fühlte mich nicht unwohl inmitten der jungen Studenten und da hier ohnehin Schweigen angesagt war, hatte ich auch keine Schwierigkeiten mit der Kommunikation. Hier konnte ich etwas an der Webseite arbeiten und im Internet die Zeitung lesen.

 

 

 

 

 

 

gegen vorne mit Aussicht auf den Hafen

 

 

Zwischendurch unternahmen wir ausgedehnte Fahrradtouren. Dies war wirklich ein Vergnügen, gibt es doch auch hier überall, selbst am Strand, gut bezeichnete Fahrradwege.

Mit solchen Steinen gegen die Fahrbahn oder mit Medaillons in der Fussgängerzone gesichert.

Also Monika, die mit dem Dani und die mit dem Walti/Gypsi freut Euch, wenn ihr hier in die Gegend kommt. Und wenn Ihr dann beim Sundowner sitzt, könnt Ihr ein bisschen an uns denken, die wir hier beinahe zum Bürgerrrecht gekommen wären.

 

 

Fahrradtouren führten uns in die Umgebung: zu den von den Römern erbauten Fischfallen, ins Habitat der Chamäleons, in die Stadt, zum Einkaufen (hier der Schinkentransporter), an den Strand…

Sundowner mit Cuba libre am Todestag von Fidel Castro, mit Blick gegen Kuba

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Strand von Rota, nur für uns

 

 

 

 

 

 

 

Auch die abendlichen Touren geniessen wir.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spätnachts des 17. Dez traf Stefan bei uns ein. Statt nach Madeira zu fliegen kam er via Jerez zu uns nach Rota, da wir es nicht mehr geschafft hätten rechtzeitig auf dieser Insel zu sein. Und tatsächlich der Wetter- und auch der Motorengott waren uns wohl gesinnt, so dass wir die uns lieb gewordene Stadt am 19. zu dritt in Richtung Madeira verlassen konnten.

 

 

 

 

Ausfahrt aus dem Hafen und

ein letzter Gruss der Navy.

 

Wir hatten eine gute Zeit hier in Rota und Umgebung. Noch von vielem könnten wir berichten. Die eigene Rebsorte von Rota, der US-Stützpunkt, der Bäcker… aber es warten neue Abenteuer und Erlebnisse. Mal sehen!