ABROLHOS

  1. Januar, 2018

Am späten Nachmittag erreichten wir unser Ziel, die Abrolhos. Dies ist eine kleine Gruppe, bestehend aus fünf Inseln (Ilha de Santa Barbara, Redonda, Siriba, Sueste, Guarita) umgeben von zahlreichen, gefährlichen Riffen.

Die vermutilich 1503 von Amerigo Vespucci entdeckten Inseln haben eine Gesamtfläche von gerade mal einem Quadratkilometer. Der Name dieses Archipels leitet sich ab von „abre os olhos“ und meint, man soll hier wirklich die Augen offen halten, um nicht als Wrack in dieser Gegend zu enden. Sie stehen unter strengem Naturschutz und auch unter der Obhut der Armee, welche hier einen wichtigen Leuchtturm betreibt. Abgesehen des Militärstützpunktes und der Nationalparkverwaltung sind diese Inseln ganzjährig unbewohnt. Das Anlanden oder gar Betreten dieser Inseln ist strengst verboten. Immerhin Katja und ich sassen in Salvador vier Stunden in einem Büro der Marinho do Brasil herum, um zu einer Bewilligung zu kommen. Hingegen um die Inseln zu Schwimmen oder zu Tauchen ist erlaubt (wahrscheinlich bis dreissig Zentimeter vors Ufer). So nutzten wir die letzten Sonnenstrahlen, um in der nahe gelegenen Bucht die Unterwasserwelt zu erkunden. Tatsächlich sahen wir Fische in allen Farben, Rochen, Schildkröten, Korallen….eine Pracht.

 

 

 

 

 

 

Vor uns, nämlich 1830, war schon eine andere Berühmtheit hier: Charles Darwin. Er beschrieb den Überfluss an Korallenriffen (chapeirões, bis zu 25m hohe, pilzförmige Hirnkorallenstöcke), Vögeln und auch Reptilien. Hier zu den Abrolhos kommen auch die Buckelwale um zu gebären und ihre Säuglinge aufzuziehen. treffend, dass auch der gegenüberliegende Küstenstreifen am Festland  Walfischküste genannt wird (Costa das Baleias). Leider waren wir zur falschen Zeit hier. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Morgen erscheinen dann tatsächlich drei Marineros und eine Angestellte des Parque nacional bei unserem Schiff um unsere Daten aufzunehmen. Wir halten ihnen unsere (mittlerweile längst abgelaufene) Bewilligung unter die Nase, die sie wohlwollend zur Kenntnis nehmen (wahrscheinlich wussten sie, dass wir kommen). Wir konnten mit ihnen einen Landausflug vereinbaren, abends um fünf Uhr. Auch erklärten sie uns, wo das Schnorcheln am Schönsten und Interessantesten ist. Also fuhren wir am Mittag mit unserem Dinghy zwischen die Ilha Siriba und Redonda, wo Bojen vorbereitet sind um das Boot zu vertäuen (schont den Meeresboden, weil nicht jeder seinen Anker in die Korallen fallen lässt). Wir wurden nicht enttäuscht, sahen insbesondere – wie versprochen – viele Schildkröten, die mit uns um die Wette schwammen und tauchten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abends, pünktlich um fünf landeten wir dann an dem fast heilig erscheinenden Strand der Ilha Santa Barbara an. Hier wurden wir von ein paar badenden Marineros herzlich empfangen. Sie bemühten sich um unser Dinghy, zogen es auf den Strand und sicherten es.

Das Wachhaus mit der Aufschrift „Do not land“

 

 

 

 

 

 

 

Währenddessen begrüsste uns der Leuchtturmwärter und die Meite vom Parque nacional. Sie führten uns über ihre kleine Insel, blieben da und dort stehen und erzählten von ihrem Leben auf der Insel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sie brachten uns zur kleinen Kapelle der Heiligen Barbara, die offenbar nicht nur Schutzheilige der Tunnelbauer und Mineure ist, sondern auch, hier besonders wichtig, der Navigantes, zu denen wir ja auch gehören. So standen wir also ehrfurchtsvoll vor dem Altar, dessen Sockel eine Walfischflosse darstellt.

 

 

 

 

 

 

 

Dann ging es steil bergan (unglaublich, wie wir Bergler nach soviel Segeln sofort ausser Atem geraten) zum höchsten Punkt der Insel, wo sich, logischerweise, der Leuchtturm befindet. Stolz steht dieser schwarzweiss geringelte Rundturm hier oben etwa fünfzig Meter über Meer und ragt nochmals zwanzig Meter in den Himmel, um von da etwa fünfzig Kilometer aufs Meer hinaus zu zünden.

 

 

 

 

 

 

 

Der Eingang

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist einer der Ältesten weltweit, wurde in Frankreich vorfabriziert und hier aufgebaut. Alles war mechanisch und noch heute vorhanden und zu besichtigen. Der Brennstoff für das Feuer/Licht wurde vom Leuchtturmwärter von Hand aus Kerosin und Sauerstoff mittels einer grossen Pumpe zu einer explosiven Masse zusammengemischt und in die Lampe gefüllt. Das Licht wurde dann via die vielen Fresnell-Linsen aufs Meer hinaus gerichtet. Das Drehen des Lichts wurde über eine Mechanik, ähnlich einer Turmuhr bewerkstelligt und musste auch immer wieder aufgezogen werden, ein Gewicht, am Drahtseil den ganzen Turm hoch. Heute ist alles elektrifiziert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über steile Metalltreppen wurden wir nach oben geführt, wo sich ein Rundumbalkon befindet. Das Timing war perfekt, kamen wir doch gerade richtig zum Sonnenuntergang, gemäss unserer Führer der Schönste weltweit.

Ja, es war wirklich ein überwältigendes Erlebnis, dieser Blick über die Inseln hinaus aufs weite Meer, in welches jetzt gerade die Sonne versank.

 

 

 

 

 

 

 

     Die Ilha Siriba und Redonda. In der Ankerbucht von Santa Barbara die einsame KAMA*.  Sonnenuntergang, es wird Zeit das Feuer zu entfachen!

Dieser Moment markiert aber zugleich den Beginn des Arbeitstages unseres Leuchtturmwärters. Also ging es weitere Treppen hoch (Bertol lässt grüssen) zur Kuppel, wo sich das Licht mit den Fresnell-Linsen und der Drehmechanismus befindet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einigen Erklärungen mussten wir mithelfen, das grosse und schwere Schwungrad zu drehen, weil der Anlaufstrom nicht genügt. Und dann durfte ich den Schalter drücken, der das Licht entzündet und das Schwungrad am Laufen hält.

es funktioniert!

stolzes Erinnerungsfoto nach getaner Arbeit

 

 

 

 

 

 

 

Das war ein Gefühl, den Schiffen da draussen den Weg zu weisen. Alle sechs Sekunden zündet dieses Licht einmal eine Sekunde lang aufs Meer hinaus, die ganze Nacht bis zum Sonnenaufgang. Und während wir auf unserem Schiff schliefen, wachte der Leuchtturmwärter die ganze Nacht über das Licht.

Anderntags gingen wir mit dem Mädchen vom Nationalpark auf die Insel Siriba, wo wir mit ihr an Land gehen durften. Wir wanderten auf Berührungsdistanz durch die vielen Vögel, hauptsächlich Tölpel, und sie erzählte uns von den Problemen der Natur und wie versucht wird, das natürliche Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Rattengift, die Palmen fällen, etc.  Anscheinend ähneln sich die Probleme mit der Natur auf der ganzen Welt. Und niemand weiss so recht, was richtigerweise zu unternehmen wäre.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unser Ankerplatz mit dem schönen Rundumblick gefiel uns gut. Der Platz war ruhig und wir konnten vom Schiff aus baden und schnorcheln. Wir hatten eine prächtige Sicht, viel Besuch von Vögeln und Schildkröten und an Land konnten wir die Geissen beobachten. Der Sonnenuntergang war einfach spektakulär, kitschig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Schnorcheln und Baden vom Schiff aus machte in diesem warmen, recht sauberen Wasser viel Spass. Stunden verbrachten wir im Wasser.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

und auch KAMA* fühlte sich hier wohl

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Solche Abende stellten einen besonderen Genuss dar. Und dann waren da noch die Geissen, die dem Horizont entlang wanderten. Ein Bild, wie aus einem Appenzeller Scherenschnitt.

Den Rest der Zeit verbrachten wir mit Faulenzen, Lesen, Schiff putzen und Vorkochen.

 

 

 

Nachts beobachteten wir die Fische, wie sie, angezogen vom unserem Licht, ums Schiff herumschwadderten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ach ja, Vorkochen für die nächste Überfahrt. Das Problem mit dem Vorkochen, die beiden Frauen kochten so gut, dass wir immer alles am gleichen Tag verputzten. Aber wir werden auch auf der weiteren Fahrt nicht verhungern. Die Abreise verzögerte sich um einen Tag. Der Regen und die Böen waren so gruusig, dass wir unsere Abfahrt um einen Tag verschoben. Aber dann, am 25. Jan. 2018, lösten wir uns von der Boje und segelten zufrieden weiter südwärts.

 

 

 

 

 

 

 

Anglerglück (so hatten wir doch noch etwas zu essen (:-) !

 

 

 

 

 

 

 

einsame, seltene Begegnung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Porpourri

 

 

 

xxx