La Palma
Diese Insel liegt wie ein Komma oder ein Keil im Atlantik im Nordwesten der Kanaren. Sie wird oft als die schönste oder als La Isla Bonita bezeichnet. Da attraktive Strände fehlen, blieb sie weitgehendst vom Massentourismus verschont. Der letzte Vulkanausbruch fand vor knapp fünfzig Jahren statt, wobei sich an der Südspitze der neue Vulkan Teneguia mit weiten, schwarzen Lavafeldern bildete. Eindrücklich aber vor allem der weltweit grösste Einsturzkrater, die Caldera de Taburiente mit einem Umfang von 28km und einem Durchmesser von neun Kilometern. Die hufeisenförmige Rand der Caldera ist von steilen Felswänden und zahlreichen Gipfeln geprägt, von denen der Roque de los Muchachos mit einer Höhe von 2426 m den höchsten darstellt. Mit einer Fläche von etwas über 700 Quadratkilometern und diesen beachtlichen Höhen ist La Palma damit auch die steilste Insel der Welt. Durch ihre exponierte Lage im Atlantik ist sie stärker als ihre Schwesterinseln dem Passat ausgesetzt und erreicht eine jährliche Niederschlagsmenge von fast 600 mm. Sie ist somit sehr wasserreich mit zahlreichen Quellen hervorragender Qualität. So ist auch die Landwirtschaft wichtigster Wirtschaftszweig. Uns beeindruckten vor allem die zahlreichen Bananenplantagen, eine wahre Bananenrepublik.
Nach unserem Nickerchen liefen wir in den Hafen von Tazacorte ein, wo wir einen ruhigen Platz zugewiesen bekamen. Hinter dieser gewaltigen Hafenmauer muss es ja ruhig sein. Von hier aus lassen sich die Sonnenuntergänge weit draussen im Atlantik erleben.
Tazacorte selbst liegt etwas in der Höhe und ist ein beschauliches, sauberes Städtchen, in welchem sich gut bummeln lässt. Der Weg führt hinauf durch die vielen Bananenplantagen, die zum Teil bis ins Ortszentrum eindringen und der Stadt zu ihrem Wohlstand verholfen haben.
Tazacorte verfügt über einen durchaus sehenswerten alten Ortskern dessen Bild von malerischen Plätzen und schönen Gassen geprägt wird.
Unsere erste wirkliche Reise auf La Palma führte uns in den Norden der Insel. Da hatten wir doch noch die Adresse eines Jugendfreundes, unserem Max, die uns meine Schwester, wer sonst, liefern konnte. Na, so ganz einfach war das aber nicht. Wir fuhren also nach La Tricia.
Im Verkehrsbüro wollte man uns behilflich sein unseren Max zu finden. Der Angestellte fragte in der gegenüber liegenden Beiz nach, doch sehr konkret waren die erhaltenen Angaben nicht. Immerhin hatte das Büro noch vom guten palmerischen Wein zu verkaufen, wovon wir natürlich gerne gerne Gebrauch machten. Wir fuhren dann los in die angegebene Richtung, ein kleines Strässchen steil den Berg hinauf, fanden aber keinen Max. Die Bevölkerung, so man überhaupt jemanden traf, war aber sehr hilfsbereit, fragte bei den Nachbarn nach, griff zum Telefon, wies uns eine Richtung. Und tatsächlich fanden wir jemanden der ganz erstaunt nachfragte: „den tio Max sucht ihr, ja, ja, dort oben in dem gelben Haus!“. Und hier fanden wir ihn, unseren tio Max, zusammen mit Freunden und seiner Familie. War das eine Überraschung! Sofort lebten die alten Zeiten auf. Wir verabredeten uns zu einer Grillade am Sonntagabend und wollten dann auch noch einen Sternengucker besuchen.
Am nächsten Tag besuchten wir die Salinen von Fuencaliente an der Südspitze der Insel. Dort, wo wir uns zwei Tage zuvor rund herum gekämpft hatten. Der Leuchtturm ist uns also schon bestens bekannt, auch wenn wir davon nur das Licht kennen. Aber er hat uns geholfen, den Weg um die Südspitze zu finden.
In einem interessanten Rundgang wird hier erklärt, wie das Salz gewonnen wird. Man kann hier alle Stufen der Salzgewinnung bestaunen, bis hin zum Abpacken, das ebenfalls von Hand geschieht. Ganz schön viel Arbeit, die hier hinter dem Salz steckt.
Interessant, wie sich hier auch Vögel niederlassen und Nahrung finden. Dies gilt auch für Flamingos, die aus der Provence hierher reisen, um sich auf ihrem weiten Weg nach Afrika zu erholen. Die rosa Färbung dieser Vögel stamme aus der Nahrungskette der Salinen, was ich persönlich bezweifle, handelt es sich doch bei den Farben der Vogelfedern um Strukturfarben, also um reine Lichtbrechung.
Hier an der Südspitze finden sich auch die neuen Lavafelder, die sich 1971 beim Ausbruch des Teneguia gebildet haben.
Unsere Reise in den Norden der Insel führte uns erneut nach Las Tricias, Garafia, wo wir eine Bio-Finca besuchten, welche im Drachenbaumtal, nicht weit der Wohnhöhlen der Guanchen liegt. In diesen Höhlen kann man Felszeichnungen bewundern.
Am Abend, fünf vor sechs, wollten wir noch das hiesige Gofio-Museum besuchen. Wir brauchten einiges an Überzeugungskraft dem Museumswärter klar zu machen, dass wir nur diese eine Gelegenheit hätten sein Museum zu besuchen. Er willigte ein, unter der Bedingung, dass wir ihn nachher mit unserem Auto den Berg hinauf mitnehmen, weil sein Auto defekt ist. So kamen wir in den Genuss einer höchst persönlichen Führung durch ein zwar kleines, aber äusserst interessantes Museum. Seit da ist Gofio fester Bestandteil unseres Frühstücks und wir haben einen Freund gewonnen, der froh war, nicht in der sengenden Abendsonne eine Stunde lang den steilen Weg zurück hinauf ins Dorf gehen zu müssen. Win – Win.
Wir besuchten auch die Hauptstadt Santa Cruz de la Palma. Meiner Meinung nach eine der schönsten Städte in den Kanaren. Zum Flanieren einladend, herausgeputzt und freundlich liegt sie an der Ostküste. Der Hafen selbst ist aber sehr unruhig, Grund weshalb wir nach Tazacorte gingen.
Im Norden der Stadt besuchten wir das Biosphären-Reservat Los Tilos. Ein dichter, feuchter, dunkler Lorbeerwald, durchflossen von kleinen Bächen, die überall von den Wänden herunterstürzen.
Unser Weg zurück führte über die Nordstrasse, wo wir noch das Tal der Drachenbäume besuchten. Auch hier nur Kurven, Kurven und nochmals Kurven. Zum Glück sind wir „seefest“.
Roque de los muchachos ist im wahrsten Sinne des Wortes der Höhepunkt der Insel. Der Blick hinab in die Caldera de Taburiente dem Herzstück der Insel ist grossartig. Der Blick zweitausend Meter in die Tiefe, hinaus aufs Meer ist imposant. Mehr als hundert Quellen entspringen im Innern der Caldera zahlreiche Wildbäche und Wasserfälle bildend und sich zum Rio Taburiente vereinend, dem einzig wahren Fluss der Kanaren. Das Gebiet ist seit 1954 Nationalpark. Es existiert keine einzige Strasse und der Park darf nur per pedes begangen werden.
Hier oben befindet sich auch die Forschungsstation der Astronomen. Deshalb darf man das Gebiet nur bis zum Eindunkeln befahren, weil die Lichter der Autos die Beobachtungen stören könnten. Die Zufahrtsstrasse wird mittels Barriere gesperrt.
Am 10. Oktober kam Stefan am Flughafen an, wo ich ihn abholte. Zusammen verbrachten wir den Abend bei einer Grillade bei unserem tio Max. Wir hatten einen vergnüglichen Abend, an dem uns Max und Sandra viel über sich und das Leben auf La Palma erzählten. Wir können die Adresse nur empfehlen. Max und Sandra freuen sich sicher über Besuch, v.a. auch wenn man das Fondue und die Schokolade aus der Schweiz mitbringt. Das Fleisch und den Wein kauft man vor Ort. Max, auch vor uns bist Du nicht sicher! Max hat uns sogar einen Sternenguckerabend organisiert. So begaben wir uns beim Eindunkeln zu einem Observatorium, wo wir unter kundiger Leitung den Sternenhimmel erklärt bekamen. Schade nur, dass das Wolkenmeer, welches die Lichtverschmutzung verhindert über uns und nicht unter uns lag. Immerhin gelangen uns einige Blicke ins Universum. Übrigens ist La Palma einer der ersten Orte, welches das Gesetz über den Schutz des Sternenhimmels anwandte und rigoros durchsetzt.
Selbst Strassenlaternen dürfen nur nach unten leuchten (Sky law on the Protection of Atmospheric Quality of the Institute of Astrophysics of the Canary Island, which controls light and radio-electric pollution, atmospheric contamination and regulates air traffic to ensure that nothing interferes with the observation of the stars). So findet sich hier der klarste und leuchtendste Sternenhimmel Europas.
Den nächsten Tag benutzten Stefan und ich um nochmals über die Insel zu fahren. Natürlich besuchten wir ebenfalls los Roques de los Muchachos. Das war doch ganz anders als vor drei Tagen. Man sah wegen der berühmten Wolkendecke nicht in die Caldera hinunter, dafür thronte in der Ferne der Teide über dem Wolkenmeer.
Nach der Rückkehr auf unsere Kama* machten wir uns zum Auslaufen bereit. Abends um neun lösten wir in Tazacorte die Leinen und segelten hinaus in die Nacht, südwärts Richtung La Gomera.