JACARÉ I

Jacaré I

Am Nachmittag des 24. November verabschiedeten wir uns von Fernando do Noronha und steckten unseren Kurs ab in Richtung brasilianischem Festland, etwa dem östlichsten Punkt des Kontinents der Ponta do Seixas. Dieses Kap liegt Senegal näher, als dem Süden Brasiliens. Etwas südlich davon liegt Jacaré, wo sich eine Marina befindet.

Wir verabschiedeten uns…

von den Delfinen
von den schönen Stränden

 

 

 

 

 

 

 

von dois Irmaões und Pico del Morro
von der Insel

 

 

 

 

 

 

 

Jacaré liegt aber im Landesinnern hinter Cabadelo und João Pessoa am Rio Paraíba. Man muss also die Flussmündung finden und den Fluss hinauffahren. Nachdem wir in Spanien den Rio Guadalquivir ausliessen, war das für uns mit KAMA* die erste richtige Flussfahrt. Auch in diesem Fluss wirkt sich Ebbe und Flut viele Kilometer flussaufwärts aus. Dabei bilden sich Sandbänke, die nur schlecht kartografiert sind. Vorsicht ist also angesagt.

Nach zwei Tagen die erste Boje und der Leuchtturm.

 

 

Die Küste ist flach, ohne Struktur

 

 

 

 

 

 

Die Fahrt den Rio Paraíba hinauf

 

 

 

 

 

 

 

Auf Höhe Jacaré angekommen, ankerten wir weit draussen im Fluss und liessen uns von Ebbe und Flut hin und her schwingen. Es war einfach schön, ruhig und beschaulich hier draussen zu liegen, so dass wir erst zwei Tage später in der Marina festmachten. Kein ganz einfaches Unternehmen! Das Timing muss vor allem mit der Tidenströmung abgestimmt werden. Mit Hilfe aller, insbesondere von Bernardo, konnten wir an einem der inneren Plätze anmachen. Der Steg machte nicht einen besonders soliden Eindruck, bot aber Wasser und Strom und wir konnten problemlos an Land.

 

Unser Hafenplatz, bei Ebbe schon etwas nahe am Ufer

 

Die Marina ist ein beliebter Durchgangshafen für Fahrtensegler, sowohl auf der Route von Nord nach Süd und umgekehrt, als auch nach der Atlantiküberquerung, weil hier auch eine gewisse Infrastruktur vorhanden ist. Die Sprache ist hier französich, bedingt durch die Führung von Nicolas und Francis, welche hier einen guten Job machen und einem helfen, wo es nur geht. Entsprechend trifft man hier auch die verschiedensten Fahrtensegler, insbesondere Franzosen, mit denen man sich austauschen kann. Von Jens (Künstlername JJ) haben wir auch die Seekarten geerbt bis hinunter nach Mar del Plata. Herzlichen Dank!

Na, dann kam noch das mit dem Einklarieren. Aber lassen wir das…Auch hier hat uns Nicolas viel geholfen, indem er uns mit seinem Auto von Büro zu Büro gefahren hat und sich als Dolmetscher hervortat.

Das Dorf ist nicht sehenswert, bietet aber den schönsten Sonnenuntergang (Pôr do Sol) der Region, zumindest wenn man der lokalen Werbung Glauben schenkt. So erwacht das Kaff gegen Abend und füllt sich mit zahlreichen Touristen, die sich am Ufer des Rio Paraíba versammeln und durch die verschiedenen Verkaufsstände flanieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch Flussfahrten werden angeboten auf Schiffen mit lauter Musik, zu der dann getanzt wird. Pünktlich um fünf Uhr erscheint dann ein kleines Ruderboot mit einem Saxophonisten, der den Bolero von Ravel zum besten gibt, jeden Tag, seit über 25 Jahren.

 

Capoeira
putziges Kerlchen auf der Palme

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und wenn es dann ganz dunkel ist, verschwinden alle Leute wieder, die Läden und Restaurants schliessen und man sagt, dass es jetzt in den Strassen gefährlich wird. Auch wir verkrochen uns dann jeweils in die sichere Marina oder auf unsere KAMA*, wo wir das Nachtessen einnahmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und wer jetzt meint, es kehre die Nachtruhe ein, täuscht sich gewaltig. Auf den benachbarten Motorbooten geht jetzt die Post ab. Da wird die Musik dermassen aufgedreht, dass man sich zweihundert Meter daneben kaum noch unterhalten kann. Und wer glaubt, dass es damit schon ein Ende haben wird, täuscht sich. Vor vier Uhr oder eher sechs Uhr morgens gibt es keine Ruhe, praktisch unmöglich Schlaf zu finden. Nein, nicht jede Nacht, aber fast. Und wenn man irgendwo einen Brasilianer sieht, der die Klänge hört, kann man beobachten, wie es ihn in allen Fasern juckt und zwickt, nichts aber gar nichts an seinem Körper bleibt ruhig. Kommt eine Gruppe daher, läuft die nur tanzend durch die Strassen. Eindrücklich, wie diese Brasilianer auf Musik abfahren.

Jacaré ist ein Wort, das uns noch viel begegnen wird. Die Hauptbedeutung ist Alligator / Krokodil. In der Tat trifft man in Jacaré auf die verschiedensten Formen von Jacarés. Aber alle durchaus liebenswürdige Geschöpfe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Sonntag fuhren wir zum Mittagessen mit dem Taxiboot hinter die gegenüber liegende Insel zum andern Ufer. Gut und gerne waren wir da eine Stunde unterwegs. Dort finden sich die Leute unter einem Mangobaum, und Essen, was Anamaria den ganzen Morgen zubereitet hat: Muscheln, Crevetten, Huhn, Suppe, Bohneneintopf etc. Man bedient sich, man geniesst, man plaudert und am Schluss fährt man gemeinsam wieder zurück. Es folgen Siesta, Sundowner, Nachtessen und gemütlicher, interessanter Gedankenaustausch in der grossen Halle der Marina.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Rückfahrt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ankunft in der Marina
Kulturschock, im Hintergrund João Pessoa

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier in Jacaré mussten wir Abschied nehmen von Stefan, der in die Schweiz zurückflog, um sein Praktikum bei Jean-Marc Wandeler aufzunehmen. Ich glaube, er hat in Jean-Marc einen guten Freund und Lehrer gefunden, der ihm viel auf seinen Lebensweg mitgegeben hat. Es gibt nicht nur Segeln. Stefan, jedenfalls aber ganz herzlichen Dank, dass Du uns begleitet und geholfen hast!

Und wir drei Zurückgebliebenen hatten die Idee, noch nie so nahe am Amazonas gewesen zu sein. Der Gedanke wurde in die Tat umgesetzt. Katja organisierte ad hoc eine unvergessliche Reise und machte sie zu einem wundervollen Weihnachtsgeschenk für uns alle. Ganz herzlichen Dank Katja, Du hast uns damit soviel gegeben! Ja, und auch unsere Leserschaft wird davon profitieren können und sich hoffentlich über den Bericht freuen. Aber vorerst gehen wir auf die Reise. Bis bald!