SOMMER 2019 IN DER CH

Sommer 2019

Stefan holte uns am Flughafen in Genf ab. Zuhause wurden wir etwas vorwurfsvoll erwartet. Immerhin waren wir ein halbes Jahr weg.  Wir haben volles Verständnis. Unweigerlich denke ich an Theos Ausspruch beim Anblick der mit ausgebreiteten Armen über der Hafeneinfahrt stehenden Madonna auf Giglio: «warum chömmed ihr erscht jetzt?»

Jetzt scheint aber alles wieder in Ordnung und alle haben wieder ihren Platz gefunden.

 

 

 

 

 

Allerdings scheinen in den vergangenen Monaten einige Manieren verloren gegangen zu sein. Ja, man kann es ja einmal probieren, ob der mich jetzt in seinem Bett toleriert, nachdem ich solange das Haus gehütet habe.

Stefan war voll damit beschäftigt, sich auf seine Reise nach Chile vorzubereiten. Von dort aus will er mit Katja den Südpazifik überqueren. Da gab es noch einiges zu organisieren. Selbst ein neues Segel hat er organisiert. Aber auch dieses Teil muss im Gepäck und im Flieger Platz finden. Noch schwieriger dürfte es werden, dem Segel einen Ort auf KAMA* zuzuweisen. Ein neuer Diesel-Tagestank war von Frankreich aus auch schon unterwegs nach Puerto Montt. Dann musste sich Stefan, der arme Kerl auch noch unsere Anliegen, das Schiff betreffend, anhören.

Es gelangte alles bis zum Flughafen

 

 

 

 

 

 

 

Der Zeitpunkt unserer Heimkehr fiel zusammen mit schönstem Frühling. Die warmen Temperaturen und die sonnigen, länger werdenden Tage waren für uns nach der langen Zeit in Eis und Sturm ein besonderer Genuss. Ausgedehnte Spaziergänge mit Aisha führten uns über unseren Hausberg, über sattgrüne Wiesen, entlang blühender Hecken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Wald duftete es nach Bärlauch und in den spriessenden Bäumen zwitscherten die Vögel. Auch sie, Rückkehrer aus dem Süden, wie wir. Wir freuten uns, viele unserer Freunde, Hundespaziergänger, zu treffen um mit ihnen zwanglose Plaudereien, oder aber auch tiefschürfende Diskussionen zu führen.

 

 

Ohne Wasser war es aber für uns schwierig. So dehnten wir unsere Spaziergänge schon bald auf die weitere Umgebung aus und genossen den Weg entlang dem Broyekanal.

 

 

 

 

 

 

Nicht genug damit, eines Morgens bestiegen wir in unserem Heimathafen das Schiff, fuhren damit über den Murtensee, durch den Broyekanal und besuchten Neuenburg, von wo wir dann nach Hause wanderten. Auf dem Schiff trafen wir sinnigerweise Ruedi, einer unserer grossen, nautischen Mentoren der Familie. Er bildet nicht nur künftige Schifflifahrer aus, sondern fährt mit viel Engagement als Kapitän auf den Juraseen.

Praz an den Gestaden des Murtensees, dahinter die Rebberge des Mont Vully

 

 

 

 

 

Einfahrt in den Neuenburgersee
Auf dem Rückweg

Häufig begingen wir auch das Chablais entlang dem Murtensee, um an unseren alten Wirkungsort in Muntelier zu gelangen. Die Förster liessen sich hier zu Ostern etwas einfallen.

Im Wald beim Löwenberg

 

 

 

 

 

 

Auch im Garten hielt der Frühling Einzug.

Schöner noch als die Scholle zu beackern, gefiel uns aber das Zusammensein mit unseren Freunden, spontan, zum Essen oder auch traditionsgemäss, d.h. wie jedes Jahr, wenn um den Nationalfeiertag Mola vom fernen Solothurn auf dem Murtensee herumschippert.

 

Mola auf dem Rückweg nach Solothurn im Broyekanal

Nach unserer langen Abwesenheit gab es immer viel zu berichten und die Abende wurden lang. Wir freuten uns über den Besuch von Hansueli und Helen von der Dada Tux. Mit Dani und Rita von der Maramalda trafen wir uns am Neuenburger See.  

Mit Rita und Dani an der Plage de Boudry

Oftmals wurden die Abende in unserem Garten lang. Aber welch‘ ein Genuss bei solchen Bedingungen die Tage ausklingen zu lassen!

Unser Aktionsradius dehnte sich allmählich aus. Noch war in den Voralpen nicht aller Schnee geschmolzen, doch die Temperaturen waren angenehm. Nach all den Eisbergen in der Antarktis und den Gletschern Patagoniens, wo uns oft ein bissiger Wind um die Ohren pfiff, eine vergnügliche Abwechslung. Der Spaziergang rund um den Schwarzsee war für uns aber auch Angewöhnung an höhere Sphären,

Schwarzsee FR

 

 

 

 

 

 

 

denn das schöne Wetter lockte uns schon bald ins Wallis. Hier herrschen noch hochwinterliche Verhältnisse. Wen wundert’s, dass in uns bei solchen Bildern Erinnerungen an die in den letzten Monaten durchsegelten Landschaften wach wurden.

Val d’Hérens mit Grand Cornier, Dent Blanche und Matterhorn
Haut de Cry
Skipisten vom Feinsten

 

 

 

 

 

 

 

Wir Seefahrer, gewohnt auf Meereshöhe zu leben, kämpften aber vor allem mit der dünnen Luft und der verloren gegangenen Kondition. Auf das Skifahren verzichteten wir deshalb, auch wenn es uns wahnsinnig gluschtet hat. Aisha war es recht, so hatten wir Zeit, um mit ihr ausgedehnte Spaziergänge zu unternehmen und im Schnee herumzutollen.

 

Nach der langen Zeit auf dem Schiff waren wir kulturell etwas am Dürsten. Da kam uns die Picasso Ausstellung der Fondation Beyeler in Bassel gerade recht. Bilder der Rosa und Blauen Phase bilden den Hauptteil der Ausstellung. Eindrücklich, was Picasso bereits in seinen jungen Jahren mit seiner unglaublichen Tatkraft geleistet und erschaffen hat und dadurch zu einem der berühmtesten Künstler des 20. Jh. herangereift ist.

 

 

 

 

 

 

Es gibt aber nicht nur Basel und Picasso. Alois, unser ehemaliger Nachbar im Beaulieu, hatte eine Ausstellung im Schloss Gruyères. Sinnig und verspielt wurde man durch die verschiedenen Räume geführt, wo die Exponate wirkungsvoll präsentiert wurden. Leider haben wir dazu keine Fotos, weil wir wegen des starken Regens alle unsere elektronischen Utensilien im Auto liessen. Erst nach dem Besuch der Ausstellung schonte es und gab uns Gelegenheit, zumindest vom Städtchen ein paar Bilder einzufangen. Klar doch, dass wir bei diesem Wetter nicht umhinkamen, uns eine Käsemischung zu kaufen, die wir abends zu einem köstlich mundenden Fondue verarbeiteten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unsere kulturellen Bedürfnisse konnten durch die Malerei allein nicht gestillt werden. Auch Musik stand weit oben auf unserer Wunschliste. Da sind wir in der Schweiz verwöhnt. Landauf landab finden teils hochkarätige Konzerte statt, angefangen von der Appenzeller Stubete bis hin zu monumentalen Oper Aufführungen. Wir gingen die Sache aber etwas bescheidener an. In Luzern besuchten wir ein Konzert im KKL, das uns mit der bebilderten Alpensymphonie beeindruckte und Schuberts Symphonie so subtil darbot, dass man Hühnerhaut bekam, nichts aber auch gar nichts von abgegriffen oder langweilig, eine wahre Offenbarung, jedenfalls für mich.

 

 

 

 

 

 

Im Sommer waren auch zahlreiche OpenAirs angesagt. Auch auf Einladung von Hannele besuchten wir das Konzert im Rychenbergpark. Maurice Steger entzückte die Besucher mit seinen virtuosen Flötenklängen und spornte den Gardellino zu einer Höchstleistung an. Im Wechsel mit «unserem» Freiburger Energiebündel, der Sopranistin Marie-Claude Chappuis, una voce poco fa, die perfekte Programmzusammenstellung. Das Konzert konnte wirklich nur – wen wundert’s – durch Händels fulminante Feuerwerksmusik abgeschlossen werden. Ein gelungener Abend!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Maurice begegneten wir dann noch einmal in der Kirche Zweisimmen im Rahmen des Gstaader Menuhin Festivals.

Der Abend senkt sich über Zweisimmen
In Kürze beginnt in der Kirche…
…das Konzert von Maurice Steger mit seinen Meisterschülern

 

 

 

 

 

 

Aber warum auch immer in die Ferne schweifen? Bei uns zu Hause gibt es die MurtenClassics. Das von uns besuchte Konzert wurde wegen schlechten Wetters vom Schlosshof in die Kirche verlegt. Dort kamen aber die überbesetzten Hörner, Trompeten und Posaunen so richtig zur Geltung. Das schottische Symphonieorchester erfüllte mit der Schottischen Symphonie das mächtige Kirchengewölbe mit einem gewaltigen, alles durchdringenden, imposanten Dröhnen und liess dabei das vorher dargebotenen Brahms Klavierkonzert zu einem Säuseln verkommen.

Murten FR
Blick vom Schlossturm Richtung Kirche, in welcher das Konzert stattfand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hannele, unsere ständige Begleitung bei all den oben erwähnten Konzerten, wohnt in Seen. Das tönt zwar nach viel Wasser ist aber reiner Bluff. Gerade dort gibt es so viel wie gar kein Wasser. Trotzdem freuten wir uns natürlich über die Einladung meiner Schwester, mit ihr und ihrer Familie ihren runden Geburtstag zu feiern. Nach einem opulenten Brunch gab es eine Führung durchs Schloss Hegi mit interessanten Erläuterungen zur Geschichte des Schlosses und dessen Bedeutung innerhalb des Kantons. Auffrischung des Geschichtsunterrichts, den wir vor sechzig Jahren genossen.

Blick in den Schlosshof
Huhu, ich bin das Schlossgespenst

 

 

 

 

 

 

Dann gab es da nochmals einen Brunch. Auf Einladung unseres Göttikindes und ihrem Adi trafen wir uns in Bern im Kornhauskeller. Angeregtem Klönschnack folgte ein Bummel durch die Berner Altstadt, zum Bundeshaus und entlang der Aare zum Bärengraben. Hat richtig Freude gemacht!

Selfie auf der Bundeshausterrasse

Und weil es so schön ist, über die Familie zu berichten, hier gleich nochmals ein Fest. Kurt, Margrits Bruder lud ein, seine Pensionierung zu feiern. Nach einem geselligen Teil an den Gestaden des Brienzersees ging es mit der Dampfbahn hinauf auf das Rothorn. Das Wetter hätte nicht besser sein können. Die Rundumsicht auf dem erhabenen Gipfel majestätisch. Das war dann eine Auffrischung des Geografieunterrichts. Ja, ja, auch die Schweiz ist schön. Abends trafen wir an der Talstation noch Andreas und Lisa, unsere ehemaligen Nachbarn vom Rebenweg.

 

 

 

 

 

 

Der Sommer liess sich gut an. Aisha wurde nicht müde uns immer und wieder in die herrliche Natur hinauszutreiben. Neben dem Schnee liebt sie vor allem auch die Kanäle im Grossen Moos. Das kam auch uns gelegen. Sie konnte planschen und wir die prächtigen Seerosen bestaunen, die sich wie in einem Monet Bild präsentieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sind wir einmal nicht im Moos, findet sich sonst eine Gelegenheit sich abzukühlen, wie hier in einem Brunnen auf dem Jolimont.

Herrlich hier die heissgelaufenen Pfoten zu kühlen!
Blick vom Jolimont über Erlach auf den Bielersee

 

 

 

 

 

 

erntereife Felder

Aber auch den Garten genossen wir. An den Bäumen reifen die Früchte heran. Die Blumen zeigen sich von der schönsten Seite. Nach langem Verzicht konnten wir auch wieder dem Grillieren frönen.

mmh

 

 

 

 

 

Auf dem Rasen tollen die Füchse herum, auf dem Blumenkohl die Raupen des Kohlweisslings und in der Luft, nein, nicht die Vögel, unsere Armee vollführt ihre Kapriolen am Himmel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Toll auch einfach die Natur beobachten zu können. Beim Umgraben fanden wir ein Ei, das wir sorgfältig in einem Becher aufbewahrten. Und was schlüpfte da nach ein paar Tagen? Eine Eidechse.

 

 

 

 

 

 

Oder die Spinne auf Nahrungssuche, jetzt mit fetter Beute.

Merlot, auch Motzli genannt, unsere Katze, hat sich wahrscheinlich mit einem der Füchse angelegt. Die Quintessenz davon, Hausarrest und Tierarztkosten. Wie es dem Fuchs geht, entzieht sich unserer Kenntnis. Merlot ist bekannt dafür, dass er uns und unser Haus auch schon einmal gegen vorbeispazierende Hunde verteidigt und sie in die Flucht schlägt. So nimmt unsere Nachbarin ihren jungen Barro vorsichthalber lieber auf den Arm, wenn sie für einen Schwatz bei uns anhält.

 

 

 

 

 

 

Auch in den Bergen schwindet der Schnee und der Sommer hält Einzug. Bei uns im Wallis zeigt sich das am besten daran, dass die traditionelle Inalpe stattfindet. Die Kühe, die meisten davon lebhafte, kampfeslustige, gut gebaute und kräftige Ehringer, werden auf die Alp gebracht, wo anlässlich eines grossen Volksfestes Kuhkämpfe ausgetragen werden, in welchen die Rang- und Hackordnung unter den Kühen ausgemacht wird.

 

 

 

 

 

Nach anfänglichem Mitfiebern…
…Abkühlen im letzten Schneerest

 

 

 

 

 

 

Diese Rangordnung wird dann auf der Alp über den ganzen Sommer beibehalten. Erstaunlich, dass sich die Kühe bei diesen Kämpfen, bei welchen sie mit ihren Hörnern aufeinander los gehen, höchst selten verletzen. Die Siegerin, die Königin, darf dann Ende Saison in Aproz am Final teilnehmen, wo unter etwa 160 Teilnehmerinnen und vor über 12’000 Zuschauern die Reine des Reines ausgemacht wird. Diese Tradition besteht seit 1922 und figuriert mittlerweile auf der Liste der natürlichen, immateriellen Kulturgüter der Schweiz. Um faire Kämpfe zu garantieren, werden die Kühe vor den Kämpfen kontrolliert. Dabei geht es um die Hörner, dass sie nicht unzulässig geformt oder geschliffen wurden. Nach dem Kampf geht’s dann ab zur Dopingkontrolle.

 

Wir gehen den Sommer auf der Alp beschaulicher an. Wir befriedigen unsere Wanderlust und streifen in den Bergen umher, aber auch durch die tiefer gelegenen Lärchenwälder.

 

 

 

 

 

Ein richtiges Kontrastprogramm zu unserem Schiffsleben, in welchem wir nicht immer so viel Auslauf haben. Auch in den Bergen findet Aisha eine Glungge, hier eine Gouille genannt, in welcher sich bekanntermassen gäbig baden lässt. Man ist dann so herrlich erfrischt, das gilt auch für uns. Ist das herrlich, dann am Abend auf der Terrasse die letzten Sonnenstrahlen und ein Raclette zu geniessen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus der Südsee erreichten uns immer wieder Bilder von unserer KAMA*. Hier wurde gearbeitet. Ein neues Ankerlicht wurde montiert. Der Tagestank wurde gewechselt. Arbeiten einerseits in luftiger Höhe, anderseits in dunklen Löchern, an schwierig zugänglichen Stellen. Gerne hätten wir mitgeholfen, aber Stefan und Katja machten das alles so gut. Selbst mit neuen Polsterbezügen und vielem mehr wurde das Schiff ausgestattet.

 

 

 

 

 

 

Aber nicht nur Bilder von Arbeit, nein auch solche von fantastischen Inseln mit traumhaften Stränden wurden uns übermittelt. So gut! Wir freuten uns für die Crew und verfolgten gespannt die Reisefortschritte. Instagram macht’s möglich! So blieben wir mit KAMA* verbunden.

Stolz zieht das neue Segel KAMA* vorwärts
Teilhaben an Bräuchen und Folklore

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir hatten aber auch sonst immer Kontakt zu unserer «Heimat», dem Schiff, dem Meer und zahlreichen Wegbegleitern. Spannend, dass wir selbst in Yachtzeitschriften von Leuten lesen, die wir unterwegs getroffen haben. Da sind Floris und Ivar zu erwähnen, zwei intelligente junge Männer, die fast missionarisch um den Erdball segeln und für die Probleme unserer Welt und unserer Gesellschaft nach nachhaltigen Lösungen suchen. An verschiedenen Orten haben sie dazu Vorträge gehalten.

Da ist aber auch der schon 80-jährige Joachim, eine schillernde Persönlichkeit in der Yachtszene. Von ihm habe ich gelernt, dass man mit jedem auftretenden Schaden oder Defekt sein Schiff nachher besser kennt und versteht. Er muss es ja wissen. Jahrelang ist Familie Campe, inklusive Lehrerin für ihre vier Kinder, mit ihrer St. Michel auf den Weltmeeren umher gesegelt (Yacht Heft 22/2019, als download). Und ich glaube, er hat recht.

Zusammen mit St.Michel in Patagonien

So ärgerlich und mühsam es sein kann, wenn auf dem Schiff etwas nicht funktioniert. Gelingt es einem den Schaden zu beheben, wächst dadurch das Vertrauen in das Schiff und die eigenen Fähigkeiten. Sein Motto lautete immer: «Es geht darum, die Dinge anzugehen». Auch über unsere von Anna (S/V Zoomax) initiierte WhatsApp-Gruppe erfahren wir immer wieder die Neuigkeiten, wer, wo, was in Südamerika oder dem Pazifik. So blieben wir – wenn auch auf dem Trockenen – stets mit unserer Seglerfamilie verbunden.

Der Sommer zeigte sich uns aber auch von seiner stürmischen Seite. Mit einer imposanten Drohgebärde kündigt sich hier in den Bergen ein gewaltiges Spektakel an.

Aber auch zu Hause sind wir vor Gewitterstürmen nicht gefeit. Nicht nur, dass die Stühle durch den Garten fliegen, unser Seidenbaum wird buchstäblich weggefegt, und der heftige Regen findet den Weg in unseren Estrich.

 

 

 

 

 

Nichtsdestotrotz, solche Unwetter aus der sicheren Stube zu verfolgen ist wesentlich entspannter und vergnüglicher, als sie auf dem offenen Meer zu erleben.

versöhnliche Geste nach dem Sturm

Die Bise, die den See ebenfalls weiss färben kann. ist zwar manchmal ebenfalls heftig und unangenehm, aber deutlich berechenbarer und für die vielen Wassersportler eine vergnügliche Herausforderung.

 

 

 

 

 

 

Wir benutzen die Zeit zu Hause aber auch um uns weiterzubilden. Alles, was man weiss, könnte einem auf dem Schiff einmal nützlich sein, vor allem in abgelegenen Gebieten, in welchen man nicht einfach auf Hilfe zählen kann. Ein Thema – und dafür fuhr ich bis nach Kloten – befasste sich mit Funkverkehr.

Praxis im Feld
Verstanden?

 

 

 

 

 

 

Ein anderes – dies im Rahmen der Bootsmesse Friedrichshafen – behandelte Themen rund ums Radar.

 

 

 

 

 

In Bern besuchte ich einen Auffrischungskurs in Astronavigation. Der Umgang mit dem Sextanten will immer wieder geübt sein.                                                                             Ebenfalls in Bern besuchten wir den allerletzten öffentlichen Vortrag von Wilfried Erdmann, Autor zahlreicher Bücher übers Segeln. Seine grosse Leistung aber waren zwei einhand non-stop Erdumrundungen auf seiner lediglich neun Meter langen Kathena nui, die zweite gegen den Wind. Dies war einerseits ein grandioser seglerischer Kraftakt, vor allem aber eine hervorragende mentale Leistung, der wir unseren ganzen Respekt zollen. Erst seit wir uns selbst in diese unwirtlichen Gebiete der hohen Breitengrade vorgewagt haben, vermögen wir abzuschätzen, was es heisst, bei stürmischen Winden, entsprechender See und Dunkelheit unterwegs zu sein.

 

Wilfried Erdmann, ein ganz Grosser der Szene, tritt von der Bühne ab. Chapeau! Schön, ihn einmal persönlich getroffen zu haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Langsam neigt sich der Sommer dem Ende zu. Auf leisen Sohlen, vorerst fast unbemerkt, zeigen sich erste Anzeichen von Herbst. Der Mais verfärbt sich in ein goldenes Braun.

Über den Wiesen und auch dem See steigen erste morgendliche Nebelschwaden empor.

 

 

 

 

 

Plötzlich ist die Weinlese vorbei. Die Reben verlieren allmählich ihre Blätter und werden immer nackter.

Im Garten reifen die Früchte und auch das Gemüse will geerntet sein.

trotz Kohlweissling gut gewachsen

 

 

 

 

 

 

Aufräumen und Schneiden ist angesagt. Tätigkeiten, die wir von KAMA* nicht gewohnt sind, aber auch nicht wirklich vermisst haben.

In den Bergen fällt der erste Schnee und überzieht die Landschaft mit einem zarten Zuckerguss.

 

 

 

 

 

In den Wäldern spriessen die Pilze und verlocken zu kulinarischen Experimenten.

 

 

 

 

 

Die Abende werden länger und kühler. Gerne kuschelt man sich um das Cheminée und freut sich auf die Marroni.

 

Das sind die Momente, in welchen das Träumen anfängt. KAMA*, mittlerweile in Neuseeland angekommen, ruft. Also Flugticket kaufen und Visum organisieren. Na, das mit dem Visum. Man kann das bequem im Internet erledigen. Selbstporträt hochladen, Einreisedatum, persönliche Angaben und ab die Post. Nur, das mit dem Porträt ist so eine Sache. Den ganzen Abend haben wir uns vor die nackte Wand gestellt und einander gegenseitig abgelichtet, von Porträts, die glatt der Verbrecherkartei entnommen bis hin zu Mona Lisa-ähnlichen Kreationen, nichts aber auch gar nichts konnte den Computer bei der neuseeländischen Einwanderungsbehörde befriedigen. Immerhin, als es lange nach Mitternacht doch noch funktionierte, war das mit der Zusage verbunden, die Bewilligung zur Einreise in den nächsten Tagen zu erhalten.

Jetzt gilt es ernst. Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Reiseführer einpacken, einige Dinge für KAMA*, Fonduemischungen und vieles mehr.

 

 

 

 

 

Daneben nehmen wir uns aber auch noch Zeit, um uns von unseren Freunden und Lieben zu verabschieden.

 

 

 

 

 

 

 

In Bern ist das Bundeshaus eingestürzt. Natürlich nicht, das wurde nur so in der Laserschau inszeniert. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und froren uns dabei die Füsse ab. Aber wir waren getrost, Frieren soll für lange Zeit kein Thema mehr sein. Wir wissen, dem drohenden Winter hier in der Schweiz können wir ein Schnippchen schlagen.

 

 

 

 

 

 

Der Tag unserer Abreise naht – doch noch immer haben wir kein Einreisevisum. Unsere Nervosität steigt und wir fragen nach. Langes hin und her, offenbar wollen alle über Weihnachten nach Neuseeland. Tatsächlich! Wir müssen unseren Flug nach Auckland um ein paar Tage verschieben. Verrückt, unser Visum bekommen wir genau an dem ursprünglich geplanten Abflugtag. Zumindest entspannt diese Verzögerung unseren hektischen Alltag und wir geniessen die letzte Zeit in unserer Heimat.

So können wir noch selber Aisha zu Evelyn und Phillip bringen, wo sie Weihnachten verbringen wird, bis eines unserer Kinder wieder zuhause ist. Aisha war schon früher in St. Gallen und fühlt sich bei den beiden wohl. Zu wissen, dass es Aisha gut geht, ist uns wichtig.

 

So ein schönes Ruhelager hatte Aisha bei uns noch nie. Sie fühlt sich offensichtlich wohl.

 

 

 

 

Aber jetzt gilt es ernst. Wir freuen uns riesig. Margrit bucht am Flughafen einen Langzeitparkplatz, dort wird Stefan dann das Auto übernehmen und kann so bequem mit Sack und Pack nach Hause fahren.

 

 

 

 

 

Ohä, da gibt es aber noch ein Problem. Beim Einchecken – wir werden sogar nobel am Business-Schalter empfangen – eröffnet man uns, dass die Fluggesellschaft uns gar nicht mitnehmen darf, weil wir kein Rückreisebillet vorweisen können. Das gab dann noch ein Gstürm und wurde zur Chefsache erklärt. Diesem konnten wir dann klar machen, dass in Neuseeland unser Schiff auf uns wartet, und wir gerne mit diesem Neuseeland wieder verlassen wollten. Dank den Papieren, die wir von KAMA* glücklicherweise dabeihatten, konnten wir ihn überzeugen, dass er keine Konsequenzen der neuseeländischen Einwanderungsbehörde zu befürchten hat, wenn er uns mitfliegen lässt. Er hat begriffen und uns die Bordingcards ausgestellt. Tief durchatmen war angesagt. Wir waren erleichtert, nicht nur wegen dem vielen Gepäck, das wir hier deponieren konnten.

Jetzt, wo alles geregelt war, gab’s noch einen Abschiedskaffee zusammen mit der Familie, ein letztes Tschüss und dann entschwinden wir in den Nachthimmel und fliegen mit einem Kribbeln im Bauch neuen Abenteuern entgegen.

Bye, bye, bis bald wieder einmal!