Fahrt an die Riviera
Am Anfang unserer nächsten Etappe stand also die Überfahrt auf die Südinsel. Pünktlich um 1230h standen wir in der Kolonne, um einzuschiffen. Das gestaltete sich einfach, den bei der Buchung im Internet erhaltenen Code zeigen, worauf man von den Einweisern von Spur zu Spur gewiesen wurde.
Schliesslich ging es bei der Fähre die steile Rampe hoch, dann wurde man von einem gierigen Maul verschluckt und landete somit im Bauch dieses Ungetüms. Hier stellten wir das Auto ab und gingen ganz nach oben an Deck. Von hier konnten wir beobachten, wie Lastwagen, Autos, Campervans und vieles mehr im scheinbar unersättlichen Rachen des Schiffes verschwanden.
Endlich schloss sich die Klappe, die Leinen wurden losgeworfen und fast unbemerkt entfernte sich das schwer beladene Schiff vom Steg.
Ruhig glitt es durch den Port Nick Richtung Ausgang. Nochmals bestaunten wir die schöne Kulisse der Stadt, das Museum, Mount Victoria, die Inseln der Bucht, Lower Hutt bis die Fähre in einem leichten Bogen in das enge Fahrwasser der Einfahrt, der Chaffers Passage, einbog.
Beidseits lauern gefährliche, berüchtigte Riffe. Das Barret Reef ist gut betonnt. So gelangten wir heil in die Cook Strait hinaus.
Nun war es aber vorbei mit dem ruhigen Dahingleiten. Ein frischer Wind pfiff uns um die Ohren und auf der Wasseroberfläche bildete sich eine weisse Gischt. Herrlichste Bedingungen bei diesem Sonnenschein. Heute merkt man nicht viel, dass hier in dieser Enge zwei vielfach wütende Meere, von Westen die Tasman-See, von Osten der Pazifik, heftig aneinandergeraten, was schnell zu heftigen Turbulenzen im Wasser und Magen führen kann.
Das Schiff folgte der Küste nach Westen. Etwas grotesk, um auf die Südinsel zu gelangen, muss man vorerst mal einen Kurs nach Norden halten. Im Dunst erkannte man ennet der Cookstrasse Schneeberge, ein Zeichen dafür, dass uns trotz des frühlinghaften Wetters durchaus noch harsche Bedingungen erwarten könnten.
Der Kurs hielt nun direkt auf den Marlborough Sound zu.
Eine verspielte Landschaft aus Inseln, Landzungen und labyrinthartig verzweigter Fjorde, eine Gegend, die zu den schönsten Neuseelands gehören soll und auch als Segelgebiet durchaus attraktiv, wenn auch anspruchsvoll ist. Wir freuten uns auf die Durchfahrt und hielten schon einmal gut Ausschau. Die Fähre benützt den Eingang beim Tory-Channel. Die Seekarte ist hier voller Warnungen und Hinweise. Nur ein Schiff darf sich in dieser engen Kanaleinfahrt, wo Tidenströme bis sieben Knoten herrschen, befinden.
Beim befeuerten Dieffenbach Point erreicht die Fähre den Queen Charlotte Sound. Dieses Kap ist benannt nach einem deutschen Naturforscher, der hier im 19. Jh. Höhenmessungen vorgenommen hat. Seine etwas seltsame Methode auf verschiedenen Höhen Wasser zum Kochen zu bringen, erbrachte erstaunlich gute Resultate.
Die Fahrt durch diese bezaubernde Landschaft von Inseln und Fjorden endet in Picton, einer Ortschaft, die nur für den Fährhafen zu existieren scheint und nur zu Leben erwacht beim An- oder Anlegen einer Fähre.
Erstaunlich, dass dieses Kaff sich seinerzeit darum bewarb, Hauptstadt Neuseelands zu werden mit der Begründung dem geographischen Mittelpunkt des Landes am nächsten zu sein. Nach knapp vierstündiger Überfahrt, um 1700h, endet hier unsere Schiffsreise.
Im Top 10 beziehen wir unsere Unterkunft für die nächste Nacht. Wir geniessen den langen Abend, machen im Dorf Einkäufe. Dem Wasser entlang geht es zurück, Nachtessen und Pläne schmieden für den nächsten Tag.
Dieser 23. Oktober verwöhnt uns wieder mit prächtigem Wetter. Die Panoramastrasse führt hinauf auf die Klippen des Queen Charlotte Sound. Die Strasse ist schmal und gewunden. Zum Glück sind wir uns solche Strassen gewohnt. Kommt dazu, dass wir praktisch alleine unterwegs waren, keine rechtsfahrenden Touristen mit ihren Campervans. Zur Auflockerung machen wir vor Havelock, am Pelorus Sound gelegen, eine kleine Wanderung.
Die Ortschaft selbst, zumindest ihre Gaststätten wären ebenfalls einen Besuch wert. Hier in der Gegend sollen Neuseelands beste Grünlippenmuscheln kultiviert werden. Die Kleinstadt nennt sich stolz «Greenlipped Mussell Capital of the world».
Wir stiegen erst in Nelson wieder aus dem Auto. Der Ort profitiert von seinem Fischerhafen. Die hiesigen Küstengewässer mit den benachbarten Marlborough Sounds offerieren reiche Fanggründe. Aber auch eine Marina ist vorhanden. Nicht nur, dass sich hier ein angenehmes Freizeitrevier befindet, nein, Nelson gilt als Absprunghafen nach Australien, aber auch nach Süden in die Fjordlands oder eben in den Marlborough Sound. Bei frühlingshaften Bedingungen geniessen wir einen Bummel über den etwas bedächtig daherkommenden Trafalgar Square, besuchen die auf dem Hügel thronende Kathedrale und gönnen uns in einem der zahlreichen Strassencafés einen Kaffee mit Kuchen.
Die Fahrt durch dichten Verkehr weiter entlang der Küste bestätigt, dass Nelson und seine Umgebung schon nicht mehr das verschlafene Nest, das «sleepy hollow» von einst ist. Auf der erstaunlich gut ausgebauten Strasse fahren wir durch die klimaverwöhnte Gegend voller Reben in Richtung Abel Tasman Nationalpark. In Motueka finden wir im Park Motel ein äusserst angenehmes Zimmer. Hier soll man morgens vom Vogelgesang der Tasman Bay geweckt werden. Gelegen zwischen Ortskern und Meer, angrenzend an ein Stück Wald, bietet es eine gepflegte Parkanlage mit Swimming Pool und Grillmöglichkeit.
Nach einem ersten Besuch des weitläufigen Strandes und Einkäufen im Zentrum liessen wir es uns im Park gut gehen.