LANZAROTE
Nach einer eher ruppigen Überfahrt gegenan umrundeten wir am Abend des 9. Januars das Kap Pechiguera und trafen bei Sonnenuntergang in der Marina Rubicon ein, wo uns ein Platz zugewiesen wurde.
Doch, oh Schreck, unser Motor liess sich mal wieder nicht starten, so dass wir die erste Nacht auf Lanza, wie die Insel liebevoll genannt wird, an der Tankstelle der Marina verbrachten. Erst anderntags konnten wir dann an den vorgesehenen Platz verholen, an welchem unsere Kamastern für längere Zeit liegen bleiben sollte. Gut vertäut lag sie in guter Nachbarschaft zu Azores, einem riesigen, zum Fischen benutzten Motorboot, das von Scott Cooper mit viel Liebe und Hingabe betreut wird und der während unserer Abwesenheiten auch Kama* im Auge behielt. Danke! Er hatte auch sonst so manchen guten Tipp für uns und ging uns bei Bedarf oft und gerne zur Hand. Selbst sein fangfrischer Fisch landete auf unseren Tellern. Mmh.
Die Insel als solches hat uns sehr gut gefallen. Einst etwas überspitzt charakterisiert durch die Begriffe Lava, Landwirtschaft und Lippenstift zeigt sich hier eine aussergewöhnliche Insel, die noch heute durch die verheerenden Vulkanausbrüche anfangs September 1730 zu dem gemacht wurde, was sie heute ist: ein schwarzer Asche- und Schlackehaufen.
Aber in der Tat „black is beautiful“. Die Lava vernichtete das Wasservorkommen auf der Insel fast vollständig. Der Überlebenswille der wenigen Überlebenden war aber so stark, dass sie es fertig brachten Landwirtschaft ohne direkte Wasserquellen zu betreiben. Noch heute werden die Pflanzen, sehr oft Reben, in Erdtrichtern angepflanzt, die zusätzlich mit halb- oder sogar vollkreisförmigen Lavamauern umgeben sind, um sie so vor dem ständig wehenden Passatwind zu schützen.
Der Boden um die Pflanzen wird mit einer dicken Schicht Lapillis, den porösen Aschesteinchen bedeckt. Diese Steinchen, die zuvor eigentlich die ganze Insel zerstörten, speichern die nächtliche Feuchtigkeit und geben sie tagsüber an die Pflanzen ab. So ist es möglich ohne direkte Bewässerung und ohne Regen eine erstaunliche Landwirtschaft zu betreiben.
Neben Reben und Aloe vera finden sich auch häufig weite Kaktusfelder (Opuntien), auf denen Cochenillen, eine Schildlaus, gezüchtet werden und zur Herstellung von rotem Farbstoff verwendet werden. Dieses Karminrot ist von sehr hoher Qualität und völlig ungiftig und findet darum Verwendung in Produkten, wie Lippenstift oder Campari (https://de.wikipedia.org/wiki/Cochenilleschildlaus).
Aber auch andere Produkte verfärben,
wie der schmackhafte Feigenkaktus.
Für den Wasserhaushalt der einheimischen Bevölkerung und der zahlreichen Touristen gibt es mittlerweile Meerwasserentsalzungsanlagen. Übrigens da Wasser fehlt, gibt es fast keine Mücken, weil sie keine Brutstätten haben. Das fällt vor allem am Abend und in der Nacht auf, wenn man überall offen hat und das Licht brennt, ohne dass einem ständig so ein Viech um die Ohren summt oder dass man anderntags hoffnungslos zerstochen ist.
Nicht nur die Lava sondern auch ein Mann prägte Lanza wesentlich. Der Architekt und Bildhauer César Manrique. Ihm ist zu verdanken, dass die Insel weitgehendst verschont blieb vor in den Himmel wachsenden, überbordenden Touristenzentren. Überall finden sich Spuren seiner Tätigkeit, sei’s architektonischer, künstlerischer Art oder dem prachtvoll angelegten Kakteengarten. Er setzte sich ein für den Erhalt und die Aufwertung alter, na sagen wir historischer Gebäude. Klar, dass er auf der Insel nicht nur Freunde hatte.
Mirador del Rio, im Hintergrund die Insel Graciosa
Mit dem Mietauto erkundeten wir die Insel an allen Ecken und Enden und fühlten uns bald heimisch. Zu Fuss erklommen wir Vulkane oder erkundeten tief eingeschnittene Barrancas.
Auf dem Kraterrand.
Wir besuchten den Nationalpark Timanfaya, wo man die vulkanische Aktivität noch hautnah erleben kann.
Die Salinen von Janubio
Hafen von Arrecife, mit den Reitern
Am Strand von Famara
Kiten und Tauchen
Teguise
Barranco de Teneguïme
dieser steht unter Landschaftsschutz. In seinen Steilwänden nisten zahlreiche Vogelarten wie Schleiereule, Schmutzgeier, Gelbschnabel-Sturmtaucher etc.
Strand von Janubio
Grüne Lagune von El Golfo
mit interessanten Lavaformen rund herum
Wir nutzten die Zeit, während derer wir auf Ersatzteile für unseren Motor warteten aber auch für die Rückkehr in die Schweiz, wo wir ebenfalls eine sehr gute Zeit hatten. Wir trafen Familie, Freunde, besuchten Konzerte und machten ausgedehnte Wanderungen. Nach so viel Schwarz freuten wir uns am Weiss des Schnees und den Farben des Frühlings.
Abend- und Morgenstimmung in Thyon
Funkkursbesuch des TO in Bad Reichenhall
Einführung in die Bierbraukunst mit dem CCS
Wandern und Geniessen
Chrampfen
Auf dem Vully
Geniessen in der Umgebung
Geniessen im Garten
Andere Genüsse und Freuden
Alte Freundschaften pflegen
Baden (Süsswasser)
Sportliche Herausforderungen
Man sieht, wir hatten eine sehr gute und intensive Zeit in unserer Schweizer Heimat. Keine Spur von Langeweile. Noch viele andere Dinge wären erwähnenswert. Jedenfalls gut zu wissen, sollten wir jemals wieder nach Hause kommen, werden wir nicht in ein Loch fallen, sondern uns freuen, ob der vielen Möglichkeiten, die uns das Leben in unserer Heimat bereit hält. Aber vorerst ruft das Meer, der Wind und die Wellen und wir freuen uns darüber berichten zu können.
Zwischendurch kehrten wir auf unseren Kama* zurück, um die Fortschritte an unserem Motor zu begutachten oder Ersatzteile zu bringen, jedesmal mit Frust, da trotz grossem Eifer und Einsatz der Werft keine wesentlichen Fortschritte erzielt wurden. Einmal begleitete uns unsere Schwägerin Ruth. Andere Male war Margrit mit Hanne oder auch Stefan auf der Insel. Stefan und sein Studienkollege Flavio benutzten Kama* – nein, nicht als Refugium um sich in ihre Studien zu vertiefen – sondern abzutauchen in die Tiefen des Atlantiks, was sie wahrscheinlich als mindestens so interessant empfanden. Jedenfalls wurde Kama* während ihres Hafenzwangsaufenthalts rege und gerne benutzt.
An unserem Nationalfeiertag brachten wir das Schiff zur ansässigen Werft, wo sie erstmals wieder aus ihrem Element gehoben wurde. Sie bekam ihren Bauch neu gestrichen, die Schraube wurde gefettet und alle Anoden gewechselt. In dieser Zeit schliefen wir im Hotel. Kein Schaukeln, kein Plätschern, keine knabbernden Fische, kein Gieren, schon etwas steril. Aber schon vier Tage später konnten wir Kama* zurück an ihren Hafenplatz führen.
Es folgten weitere Vorbereitungen, denn wir entschlossen uns, trotz zweifelhaftem Motor unsere Reise fortzusetzen. Insbesondere musste das Schiff gründlich gereinigt, vom Sand der Sahara befreit werden, der sich jeweilen während der Phasen von Calima, dem Sandwind aus der Sahara auf das Schiff und alles andere nieder legte. Während solcher Tage ist es schwül und dunstig, die Sonne am wolkenlosen Himmel nur wie durch ein trübes Glas zu erkennen.
Schliesslich, am 11.8., lösten wir die Festmacher und liefen aus dem Hafen aus. Unser Ziel war nicht weit entfernt. Nach nur fünf Meilen liessen wir vor der Playa Papagaya den Anker fallen, um dort die Nacht und den nächsten Tag zu verbringen. Dieser Zwischenstopp diente wahrscheinlich vornehmlich dazu den Abschiedsschmerz zu lindern und zu verarbeiten. Hier entstand das Abschiedsfoto, das Scott von uns gemacht hatte, bevor wir am Abend „unser“ Lanzarote in Richtung Gran Canaria verliessen.