Am Abend des 12. Oktobers lichteten wir in Lanzarote unseren Anker und fuhren der Sonne hinterher Richtung Westen. Rechts lag Lanzarote, links Fuerteventura dazwischen beschleunigte der Wind auf eine beachtliche Stärke, so dass wir nur im 2. Reff und der Genua in den Abend hinein segelten. Noch lange begleiteten uns die Leuchtfeuer von Lanzarote und Fuerteventura . Oberhalb von uns begann der Sternenhimmel zu leuchten. Eine Sternschnuppen Nacht war angesagt. Effektiv sahen wir davon aber nur wenige, diese waren jedoch prächtig und zogen ihre Bahn durchs ganze Firmament. Kein Wunder also, dass bei der geringen Anzahl Sternschnuppen noch viele Wünsche offen sind.
Am nächsten Mittag liefen wir in den Hafen von Las Palmas de la Canaria ein, wo uns der TO-Leiter beim Festmachen am Reception-Steg half. Hier im Büro wies uns der Hafenmeister den definitiven Platz zu, an welchem wir die nächsten Tage liegen werden.
Las Palmas ist die Hauptstadt der Kanaren oder besser, eine der Hauptstädte und zählt knapp 400’000 Einwohner und entspricht damit in etwa der Grösse unserer Bundeshauptstadt. Der Hafen bietet Platz für über 1200 Segelschiffe Er ist Ausgangspunkt der jährlich statt findenden ARC-Regatta, einer eher Spass-Segelregatta über den Atlantik. Kein Wunder also, dass dieser Hafen bestens ausgerüstet ist um Segelschiffen alles notwendige zu bieten. Die Stadt selbst ist voller Leben, bietet alles an Infrastruktur und Annehmlichkeiten, hat einen schönen Strand mit Promenade (Playa de las Canteras)
und – wie könnte es anders sein – in der Altstadt ein Haus des Kolumbus. Wir benutzten unsere Fahrräder um dem Strand entlang in die Altstadtviertel Triana und Vegueta zu gelangen, wo wir durch die Jahrhunderte alten Gassen schlenderten, die Kathedrale am Santa-Ana-Platz mit seinen Hunden und natürlich auch das Kolumbus-Haus besuchten. Wir bestaunten die vielen alten Herrenhäuser mit den prachtvollen Holzbalkonen und den traditionellen Innenhöfen.



Die fast kreisrunde Insel hat dem Archipel seinen Namen gegeben, der von grossen Hunden, die einst dort lebten, abgeleitet sein soll. Gran Canaria, quasi ein Miniaturkontinent, ist geprägt von einer eindrücklichen Gebirgslandschaft, deren höchster Gipfel der fast 2000 Meter hohe Pico de las Nieves ist. Von dort ziehen sich die typischen Barrancos nach Süden und Westen bis zur Küste. Bewaldete Hochebenen im Norden, sowie die Steppenlandschaft mit den Sanddünen von Maspalomas im Süden bilden dazu einen eindrücklichen Kontrast. Der Transocean Stützpunktleiter René stellte uns für wenig Entgelt eines seiner Autos zur Verfügung, so dass wir die ganze Insel nach Belieben erkunden konnten.
Wir begannen im Norden mit einem Ausflug in die prähistorische Vergangenheit und besuchten die beeindruckenden Kornspeicher von Cenobio de Valerón, Höhlen die von der Urbevölkerung in des Tuffgestein geschlagen wurden. Hier verbargen die Einheimischen ihre Nahrungsmittelvorräte vor den Piraten und Erobern. Früher nur über riskante Leitern erreichbar, lassen sich heute diese Höhlen bequem über eine Treppe erreichen.
Nach einem kurzen Besuch im Museum der Cueva pintada in Gáldar statteten wir dem Theatersaal einen Besuch ab. Hier findet sich eine interessante Deckenmalerei, wie man sie auf dieser Insel kaum erwarten würde.

Nach dem Besuch des ältesten Drachenbaumes der Insel (gepflanzt 1718), der im Innenhof eines Hotels steht, schlenderten wir über den Kirchplatz zurück zum Auto.
Der schönen Nordwestküste entlang, die geprägt ist von schönen Buchten und Landwirtschaft (Bananen- und Zuckerrohrplantagen, Kartoffel-, Zwiebel-, Tomaten- und Blumenanbau, aber auch der berühmte Schafkäse) fuhren wir nach Puerto de Las Nieves, das wir aber wegen der massiven Touristenplethora sofort wieder verliessen.





Über den Barranco de Guayedra fuhren wir zum Aussichtspunkt im Parque Natural Tamadaba. Die kurvenreiche Strasse führte uns über Mogan nach Puerto de Mogan, dem Venedig der Kanaren. Der ganze Ort wirkt etwas synthetisch und ist sehr touristisch, aber gefällig. Das Wasser im Hafen ist so sauber, dass man die Fische von der Hafenmole herunter fotografieren kann.

Am nächsten Tag fuhren wir über Teror zum Cruz da Tejeda. Teror selbst liegt 550m über Meer in der Landschaft des Nordcumbre und zählt etwa 12’000 Einwohner. Durch die spezielle Architektur beansprucht die Gemeinde die Kanarischste zu sein. Die ganze Altstadt wurde unter Denkmalschutz gestellt. Zudem hatte sie das Glück bisher vom Massentourismus verschont geblieben zu sein. Entlang der Calle Real de la Plaza, die zur Plaza del Pino vor der Basilika führt, reihen sich die schönen Häuser mit ihren kunstvollen Holzbalkonen. Der Kirchplatz ist bestückt mit einem uralten Lorbeerbaum-Bestand und einem Drachenbaum. Zudem ist Teror für seine landwirtschaftlichen Produkte legendär. Käse, Schinken, andere Fleischprodukte, Gemüse und Früchte tragen gerne den Stempfel von Teror und gelten as Delikatessen. Für uns war diese Ortschaft eine echte Trouvaille entlang unserem Weg in die Berge. Wir kommen wieder und besuchen dann den Sonntagsmarkt.

Nach der nicht geplanten Besichtigung von diesem schönen Ort fuhren wir dann schliesslich hinauf zum Cruz da Tejeda. Mit rund 1500 m Höhe über Meer ist das der höchste Pass auf Gran Canaria und markiert gleichzeitig den geografischen Mittelpunkt der Insel. Hier kreuzen sich die Strassen aus allen Himmelsrichtungen. Man erreicht diesen Punkt nur auf überaus verwundenen Strassen.

Hier befindet sich einer der beliebtesten Aussichtspunkte der Insel. Ansonsten trifft man hier aber kaum interessante Sehenswürdigkeiten. Immerhin die Aussicht hier oben in die zerfurchten Täler Richtung Nationalpark Tamadaba und auf den Roque Bentaiga ist traumhaft.
Nach dem üblichen Fotoshooting fuhren wir weiter zum Roque Nublo. Diese prägnante Felsformation lässt sich aber nur durch einen Aufstieg zu Fuss erreichen. Absolut lohnenswert. Schon im Aufstieg öffnet sich der Blick hinüber zur Insel Teneriffe mit dem Teide, darunter das vom Passatwind gebildete Wolkenmeer. Für mich überwältigend. Wir stiegen hinauf bis zum Plateau, von wo sich der Kegel nochmals fast einhundert Meter gegen den Himmel streckt. Dieser Platz ist wirklich speziell. Kein Wunder, dass er schon seit jeher als Kultplatz und Kraftort galt.
Aufstieg zum Roque Nublo
Den Sonnenuntergang genossen wir jedoch auf dem Pico de las Nieves, dem höchsten Punkt von Gran Canaria. Ja, mit dem starken Passatwind war es hier oben empfindlich kalt und kaum war die Sonne untergegangen begann man tatsächlich zu frieren. Aber Schnee, wie es der Name und die Strassentafel versprechen, eigentlich unvorstellbar!? Aber den Blick von hier oben wird man nie vergessen. Im Vordergrund der Roque Nublo, dahinter das Wolkenmeer und im Hintergrund der Teide, links davon La Palma und noch südlicher La Gomera. Selbst El Hierro konnte man noch erahnen.
Man bekommt nicht genug von diesem Anblick, einfach überwältigend, trotzdem „Guet Nacht“!
Am 21. Aug. wollten wir am Abend wieder beim Roque Nublo sein. Versprochen war, hier die Sonnenfinsternis sehen zu können. Auch wenn diese hier nur zu etwa vierzig Prozent sichtbar war, erwarteten wir an diesem speziellen Ort ein einmaliges Erlebnis. So verliessen wir bereits am Morgen unsere KAMA* und machten uns auf den Weg. Wir wählten den Weg durch eine der schönsten Schluchten von Gran Canaria, dem Barranco de Tirajana.


Dort liegt St. Lucia, eine Gemeinde, die in Form eines schmalen Streifens von der Ostküste bis ins Landesinnere reicht. Der Ortskern liegt auf 800 m über Meer. Die besondere Lage des Tales garantiert der Gegend Wasser, so dass die Landschaft hier üppig grün, mit vielen Palmen und Landwirtschaft erscheint. Es erstaunt also nicht, dass das Tal eine wichtige historische Bedeutung hat. Hier findet man zahlreiche Höhlenbauten, insbesondere die Fortaleza de Ansite, eine vulkanische Felsformation bestehend aus unzähligen Höhlen, die der damaligen Bevölkerung als Behausungen und Grabstätten dienten. Hier lag auch der letzte Rückzugsort der Urbewohner, der Guanchen, vor den anrückenden Spaniern. Zahlreiche Fundgegenstände zeugen von dieser Zeit.
Die heilige Luzia hatte hier ebenfalls einen schweren Stand. Schon Mittte des 16.Jh. wurde ihr eine Kapelle gebaut, welche aber eine so schlechte Bauqualität aufwies, dass sie bald ersetzt werden musste. Dieses Schicksal ereilte sie insgesamt dreimal, bis ihr schliesslich 1905 am zentralen Platz des Dorfes die Pfarrkirche gebaut wurde.
Hier scheint sie momentan immer noch wohl und die Schutzheilige feiert jeden 13. Dezember ihr Lichtfest.

Am darauf folgenden Sonntag findet dann jeweils die Bauernwallfahrt (Romería del Día del Labrador) statt. Die Bevölkerung kommt hier zusammen gekleidet mit schwarzer Kopfbedeckung, den Alpargates (espadrilleähnliche Schuhe) und dem typischen kanarischen Messer. Mitgeführt werden die mit Wein, Rum oder Wasser gefüllten Kürbisse und andere typische Speisen, wie Ziegenkäse und gebratene Sardinen. Dazu gehört auch immer eine Handvoll Gofio.
Irgendwie fühlten wir uns an diesem Ort, von welchem wir nie zuvor in unserem Leben gehört hatten, wohl. Doch wollten wir weiter. Wir hatten ja noch eine Verabredung mit der Sonne. Auf unserem Weg besuchten wir noch die Nachbargemeinde San Bartalomé de Tirajana, gelegen auf einem Kraterrand und den ganzen Barranco überblickend.


Rechtzeitig vor Sonnenuntergang erreichten wir den Roque Nublo und konnten von dort beobachten, wie die Sonne am Unterrand durch unseren Trabanten abgedeckt wurde. Dabei wurden wir durch eine heftige Calima unterstützt, welche die Sonne so abdunkelte, dass wir das Schauspiel von blossem Auge mitverfolgen konnten. Schön, was uns hier die Natur bot! Noch bei Tageslicht konnten wir dann zum Parkplatz absteigen, wo das kleine Auto verlassen auf uns wartete.
Ein Ausflug brachte uns noch auf den Pico de Bandama, welcher eines der grössten Monumente vulkanischer Aktivität auf Gran Canaria repräsentiert. Das Gebiet ist für Wissenschafter von grossem Interesse. Sowohl Geologen, welche sich mit dem Vulkanismus, als auch Historiker, die sich mit der Vorhispanischen Zeit beschäftigen, sind an dem Gebiet interessiert. Der Krater weist einen Durchmesser von 1200m auf und ist 220m tief. Wir kamen hierher mit der festen Absicht zumindest einen der vielen schönen Wanderwege zu begehen. Aber schliesslich war die Sonne so bränntig und die Hitze im Kessel derart, dass wir gerne auf unser Vorhaben verzichteten und stattdessen das Restaurant besuchten. Nein, zum Trinken blieben wir beim Wasser, obwohl diese Gegend von Gran Canaria die Weinbauregion par exellence ist (vergleichbar unserem Vully, ;-)) und sich hier zahlreiche Kellereien befinden. Der Weinbau hat hier langjährige Tradition. Schon im 16. Jh. führte der damalige Landbesitzer, der Flame Daniel van Damme die Malvasiertraube ein und veränderte mit seinen zahlreichen Rebbergen die damalige Landschaft grundlegend. Nicht erstaunlich also, dass sein Name – van Damme – hier als – Bandama – weiterlebt.




Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen. Da gibt es doch noch den Süden der Insel! Maspalomas,eigentlich der berühmteste Teil der Insel mit seinen schier endlosen Stränden und den geschützten Sanddünen. Hier liegt auch die Touristenhochburg der Insel. Aber sobald man sich ein bisschen dem Strand folgend entfernt, ist man plötzlich für sich alleine, kann den Sand und das Meer mit oder ohne Badehose geniessen. Aber Achtung, das Meer kann hier auch rauh und gefährlich sein, wegen der Strömungen.
Auch im Sand bildet der Wind Wellen.
Sicher eine herrliche Gegend um Ferien zu geniessen, sich verwöhnen zu lassen, durch zu hängen und die Seele baumeln zu lassen. Wir haben Gran Canaria von einer andern Seite kennen gelernt, freuten uns an den authentischen und mystischen Winkeln dieser Insel, die leider – oder zum Glück – vielen verborgen bleiben.
Am 25. August lösten wir die Leinen unserer KAMA* und setzten Kurs Richtung Teneriffa, wo wir nach einer schönen, ruhigen Überfahrt am folgenden Abend eintrafen und im Hafen von Santa Cruz festmachten,