NACH RIO

Die Abrolhos verschwanden langsam aber sicher aus unserem Blickfeld. Wir hörten gerade noch knapp, wie sich die Maramalda bei den Behörden über Funk anmeldete. Gerne hätten wir sie wieder einmal getroffen. Die Dünung des Südatlantiks ergriff uns und wir schaukelten/segelten sanft unserem Zwischenziel Buzios entgegen, das wir drei Tage später nach knapp 300 sm erreichten.

 

 

 

 

 

 

 

Wir waren weiss Gott nicht die Einzigen, die sich hierher nach Buzios begaben. Die Ortschaft liegt auf einer vorspringenden Halbinsel und weist zahlreiche, abwechslungsreiche Strände auf. Bis 1960 war dieser, im Einzugsgebiet von Rio liegende Winkel kaum bekannt. Das verträumte Fischerdorf wurde von BB Brigitte Bardot und ihrem brasilianischen Freund entdeckt und berühmt gemacht. Heute ist es eines der lebhaftesten Strandorte des Landes, voll von Boutiquen und Nobelrestaurants. Trotzdem hat der Ort seinen von den Portugiesen hergebrachten Charme einigermassen  behalten. Die kopfsteingepflasterten Gassen und die Uferpromenade verleihen dieser Ortschaft einen Hauch von St.Tropez. Zahlreiche Kreuzfahrtschiffe bringen Tausende von Touristen hierher. Wir hatten den Vorteil an Land gehen zu können in jenen Momenten, als keiner dieser Kreuzfahrer hier vor Anker lag.  Nur, wir mussten selber von der Boje zum Ufer rudern und wurden nicht bequem mit dem Motorboot an Land gebracht. Möglicherweise hatten  wir dabei aber mehr Spass als diejenigen, die zusammengepfercht, wie in einer Sardinenbüchse hin und her gefahren wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

und da sitzen sie dann an der Strandpromenade, diese Schönheiten

Bildergebnis für buzios brasil

 

 

 

 

 

 

Hier am Strand wird auch Musik gemacht, doch die drei Musikanten werden bald von der steigenden Flut vertrieben.

 

 

 

 

 

Ja, wir waren wohl hier in Buzios. Vom Yachtclub durften wir die Boje benützen, was uns auch eine gewisse Sicherheit gab. Auf der anderen Seite konnten wir mit soviel SchickiMiki-Zeugs nicht sehr viel anfangen. Natürlich war es schön in der Rua da Pedras zu flanieren, aber das können wir in der Schweiz ja auch.

 

 

 

 

 

So entschlossen wir uns, unsere Reise in Richtung Rio fortzusetzen. Allerdings wurden wir mit unserer Planung etwas zurückhaltender. Dies aus gutem Grund, denn unser nächster Zwischenstop hiess Cabo Frio, kaltes Kap. Das tönte für uns wärme- und sonnenverwöhnte nicht gerade ahmächelig. Tatsächlich heisst dieses Kap so, weil man ab hier südwärts wirklich mit Kaltfronten rechnen muss, die sich von Süden her bis hier hinauf verirren und mit heftigen Winden kalte Luft von der Antarktis hierher tragen. Also begannen wir uns wieder mit Wetterprognosen zu beschäftigen, eine schon etwas ungewohnte Tätigkeit. Für den 1. Februar war keine Front angemeldet. So lösten wir uns an diesem Tag von der Boje in Buzios und segelten bei bestem Wetter durch eine wunderbare Inselwelt, entlang schöner, teils versteckter Strände, vorbei an der Stadt Arraial do Cabo, zur Ilha Cabo Frio, wo wir an der Westseite vor der Praia do Farol ankerten.

 

 

 

 

 

 

 

Der weisse, menschenleere Strand leuchtete in der Abendsonne so verlockend, dass wir dort sofort an Land gingen. Aber ohalätz, das hier ist hochstrenges, gesperrtes Militärgebiet und nur mit besonderer Bewilligung zu betreten. Das wurde uns von den wachhabenden Soldaten sofort klar gemacht. Immerhin durften wir uns eine halbe Stunde am Strand aufhalten, aber nur hin und her gehen. Ja nicht die Insel hochsteigen, die sei ja auch voller giftiger und aggresiver Lebewesen. Wir konnten gut leben damit , waren wir doch ohnehin müde und freuten uns auf unsere Kojen.

Die Angelegenheit relativierte sich am kommenden Morgen, als von den umliegenden Touristenzentren hunderte von Leuten zu diesem Strand geschifft wurden. Im Schutze dieser zahlreichen Boote wagten wir uns ebenfalls wieder an den Strand. Aber die dortigen Strandwächter haben wirklich alles im Griff und wussten, dass wir keine Bewilligung hatten, gaben uns aber immerhin nochmals die  Erlaubnis, am Strand etwas hin und her zu gehen. Mit unserem Gummischlauch zurück an den vielen Booten vorbei war noch spannend. Alle diese Marineros hatten Freude an uns und unserer Schweizerflagge. Sie luden uns auf ihre Boote ein, erzählten von ihrer Tätigkeiten, schenkten uns Bücher und versahen uns mit vielerlei Tips für unsere Weiterreise nach Rio.

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir hatten auch ohne an Land zu gehen viel Spass in dieser Ecke.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die enge Ausfahrt. Links erkennt man die Fenda.

 

Am 4. Februar schien uns der Moment gekommen, diese Ankerbucht zu verlassen und nach Rio zu segeln. Versehen mit den Tips der Einheimischen und den besten Wünschen von Nossa Senhora, die sich im Felsspalt (Fenda de Nossa Senhora) neben der Ausfahrt versteckt (ich glaube, sie hat uns sogar einen Gruss für Cristo mitgegeben), fuhren wir durch die westliche Enge hinaus auf das offene Meer Richtung Rio. Woran merkten wir, dass wir uns Rio näherten? Nein, es war nicht die traumhafte Kulisse. Es war die gigantische Verschmutzung des Wassers. Fässer, Kühlschränke, Pneus, Plastik, Kisten, Styropor etc. Wahrscheinlich alles, was irgendwie schwimmen könntet, schwimmt dort auch tatsächlich. Ein trauriges Bild, zugleich aber auch eine erhabene Kulisse, wenn man sich vom Meer her dieser Milionenstadt nähert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und dann fuhren wir hinein in die Bucht von Urca, gleich unterhalb des Zuckerhuts. Das war ein Tip von Jens, hier bei Giovanni nach einer Boje zu fragen.

Also suchten wir im Licht der untergehenden Sonne nach einem grösseren Motorboot auf dem Giovanni lebt. Wir riefen hier, wir fragten dort. Bei einem grossen Ausflugsboot mit zwei geschäftigen Männern konnte man uns helfen und sagen, auf welchem Boot wir ihn finden. Und übrigens, so sagten sie uns, kommen wir gerade von einem Ausflug auf die Ilha Grande. Dort, im sauberen Wasser, sammeln wir immer Muscheln. Wenn ihr welche haben wollt…frischer geht nicht! Wir erklärten Ihnen, dass wir nicht so recht wüssten, wie man solche Dinger zubereitet und wir auf unserem Schiff für eine solche Unternehmung auch nicht so richtig ausgerüstet sind. Wir verabschiedeten uns herzlich und fuhren hinüber zu Giovanni. Dieser hatte riesige Freude, dass wir uns für eine seiner Bojen interessierten. Sofort entstand eine geschäftige Hektik auf dem Wasser. Während wir den ersten Sonnenuntergang in Rio genossen, wurden andere Boote umparkiert, dass wir für unsere KAMA* eine geeignete Boje mit genügend Kraft und Raum zur Verfügung hatten. Gewissenhaft haben sie uns dann an dieser Boje befestigt. Wir sollten nicht nasse, geschweige gar schmutzige Finger bekommen.

 

 

 

 

 

 

 

Und dann sassen wir entspannt auf unserem Schiff, genossen den Abend, freuten uns über unsere geglückte Ankunft als sich uns ein kleines Schiff näherte. In der Dunkelheit kaum zu erkennen, es waren die beiden Herren vom Ausflugsschiff, und was wollten sie? Sie brachten uns eine riesige Schüssel gekochter Muscheln mit feinster Tomaten-Zwiebel-Sauce, die sie während unserem Anlegemanöver für uns gekocht hatten. Wir waren gerührt, ob soviel Herzlichkeit, freuten uns riesig und mit grossem Appetit genossen wir dieses feine Nachtessen. Kann man besser empfangen werden?!

Da stellte sich doch die grosse Frage von Cristo (frei nach Theo Hirschi bei der Ankunft in Giglio): warum chömmed ihr erscht jetzt? Immerhin hatten wir so die Gelegenheit Cristo den Gruss seiner Mutter von Cabo Frio auszurichten. Und nun freuen wir uns auf Rio.